7. Marathon Deutsche Weinstraße im LaufReport wird präsentiert von

18.4.10 - 7. Marathon Deutsche Weinstraße

2,5 Promille: Wohlfühlpegel kletterte an die Komagrenze

Prima Klima - Afrika überrennt die pfälzische Toskana

von Walter & Constanze Wagner

Viele haben es schon erlebt, wenn es regnet oder gar Graupelschauer auf die Läuferinnen und Läufer nieder praßeln, wenn ein eisiger Wind übers noch kahle Gelände pfeift, dann also, wenn der Hund nicht Gassi gehen will, flackern beim Laufen Momente auf, wo tief in einem der Gedanke ruht: „Schön ist ´s!“ Dass dieses Empfinden nicht auf den langen Kilometern verloren geht, weil vielleicht die Wade zumacht, die Adduktoren sich melden, die Achillessehne glüht oder einfach die Körner verbraucht sind, dafür sorgen in den pittoresken Winzergemeinden beim Marathon an der Deutschen Weinstraße die Stimmungsnester und in den Stücken dazwischen das Eintauchen in die liebliche Reblandschaft mit überraschender Fernsicht.

Viel Lob und glückliche Gesichter ernten die Organisatoren und die unzähligen Helfer selbst dann, wenn bei launischem Aprilwetter Petrus sein Winterlager von Resten befreit. Doch ist es die Mandelblüte und das mediterrane Flair mit denen sich die Pfälzer gern schmücken. Bedingungen, die man nicht herbeizaubern kann. Um ein „Stück vom Glück“ bieten zu können, ist man also gut beraten, sich nicht aufs Wetter zu verlaßen. Das wissen die Pfälzer Touristiker. Die Häufung von Weinfesten entlang der 85 km langen Deutschen Weinstraße erinnert an den Laufkalender und die aus aller Welt vertretenen Besucherströme lässt man an der speziellen Lebensart teilhaben, da wird nicht auf Schönwetterperioden gewartet.

Ca. 20 Hash House Harriers aus aller Welt liefen beim 7. Marathon Deutsche Weinstraße im eigens von der Schweizerin Chris Fries (rechts) entworfenen "Münchner Oktoberfest-Design" beim Halben mit Kenia gewann beim 7. Marathon Deutsche Weinstraße von links: Benjamin Kemboi (1. HM), Veronica Cheboi (1. HM), Salome Biwott (1. Marathon), Emmily Biwott (2. HM), Fredrick Cherono (1. Marathon)

Tatsächlich erfreut man sich eines besonders milden Klimas in dem sich die Natur früh entfaltet. Aus den die Oberrheinische Tiefebene begrenzenden Mittelgebirgsregionen streben die wintermüden Bewohner von jeher deshalb gern zur ersten Blüte an die Hänge am Übergang des Pfälzer Waldes zur Rheinebene. Meist hat man dann daheim noch graue Schneereste in den Ecken, stapft beim Training durch morastige Wege und denkt nicht im Entferntesten an Shorts und Trägerhemd, da sitzt man zwischen Bockenheim und Schweigen schon längst im Straßencafé und genießt das Leben aus vollen Zügen. Gut also, wenn das Wetter nicht so mitspielt, weil sonst zuviel Neid aufkommt, und Neid ist bekanntlich Dummheit.

Doch was passierte nun bei der goldenen 7 des trocken abgekürzten MDW? Die Sonne lachte und doch wurde es nicht zu heiß, dazu eine explodierende Flora, die wiederum jene in den Bann zog, die daheim das erste zarte Grün in den Vorgärten bewundern. Die Deutsche Weinstraße im Festtagskleid, ein Traum. Für die Mandelblüte eine halbe Woche zu spät, die sei schon am Verblühen, belehrt uns der Kenner. Oder doch ein Trick das Wiederkommen einzufädeln? – Wer will hier schon was verpaßen. Für so manchen Pollenallergiker war der Genuss überschattet von Atembeschwerden. Wahrscheinlich für echte Pfälzer auch eine hervorragende Gelegenheit, mal eine gute Flasche atmen zu laßen und den Inhalt zu verköstigen: Zum Wohl. Die Pfalz.

Schnellster Deutscher über die Halbmarathonstrecke Luca Bongiovanni und der Sieger Benjamin Kemboi kurz vor der Marathonweiche noch zusammen Schnellste Halbmarathonläuferin mit Streckenrekord Veronica Cheboi aus Kenia Sabine Rankel, die nach 6maliger Teilnahme am Marathon dieses Jahr mit Bedauern auf den Halben ausweichen musste wurde schnellste Deutsche über die Halbmarathonstrecke

Guck – e Pälzer der is witzig,
Kniffig, piffig, flink un hitzig,
Kreizfidel un graderaus!
Dorschdig – borschdig –
U(n)verdrosse
Voller Lewe, voller Bosse,
Kuraschiert bis dortenaus!

Strophe aus Pfälzer Art von Lina Sommer

Schnellster Deutscher über die Marathonstrecke Kay-Uwe Müller auf Platz 4 Die beiden Kenianer Fredrick Cherono und Timothy Kiplagat Kutto (1005) bestimmten das Marathontempo. Während jedoch Cherono den Marathon gewinnt, bricht sein Landsmann nach 27 Kilometern ein und wird nur 6. Salome Biwott fällt beim Bergabstück in Klein-Karlbach in leichte Rücklage. Im Ziel ist sie die überlegene Marathonsiegerin

Blauer Himmel, das zählt an der sonnenreichen Abbruchkante des Pfälzerwaldes zum Alltag und doch war es etwas ganz Außergewöhnliches, dass der Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island ein flächendeckendes Flugverbot zur Folge hatte. Nun ja, dass der Anteil der von Fachleuten als schädlich eingestuften Staubteile in der für alles verantwortlichen Aschewolke nur 25 Prozent Betrug und der Rest eher nicht tief in die Lunge vordringen würde, beruhigte, umso mehr, da die Staubpartikel ja partout nicht aus der Reisehöhe unserer Düsenflieger absinken wollten. Dennoch, Mutter Erde hatte wieder dieses unheimliche Fluidum, wie am 26. April 1986, als sich bei strahlend blauem Himmel der Supergau von Tschernobyl ereignete. Kaum schöner hätte der Tag sein können für eine lange Trainingseinheit und doch war man mitten drin in der schlimmsten Umweltkatastrophe aller Zeiten, der schwersten nuklearen Havarie.

Olympiateilnehmer Carsten Bresser wird bei seinem sportlichen Hobby, dem Laufen, 3. im Halbmarathon Eve Rauschenberg (vorne) und Josefa Matheis laufen die ersten Marathonkilometer gemeinsam. Am Ende wird Rauschenberg 5. und Matheis 3. und schnellste Deutsche Marion Hebding (vorne) wird 4. beim HM und Dr. Susanne Bog 4. beim Marathon

Letzteres war Menschenwerk, doch gegen Vulkanausbrüche ist man derzeit noch nicht gewappnet. Selbst beim Landsratsamt wäre man hilflos gewesen, hätte zum Beispiel der Pechsteinkopf, ein vor rund 53 Millionen Jahren in der Pfalz entstandener Basaltvulkan zu alter Aktivität zurückgefunden. Aber bevor wir noch nach Biblis schweifen, zu den vier hessischen Kernreaktortürmen an der Grenze zur Pfalz, kürzen wir diesen unerfreulichen Auswurf abrupt ab mit dem Hinweis, dass auch an der Weinstraße die Genießer sich am ungestörten Vogelgezwitscher und am streifenfreien Firmament erfreuten. Vielleicht war man deshalb so hektisch um Freigabe des Luftraums bemüht. Wie sollte man der Menschheit Flughafenausbauten unterjubeln, die Lebensqualität wieder mit Natur verbinden und die bei einem Obstkorb ohne Papayas nicht enttäuscht die Nase rümpfen?

HM: 4. und 1. M45 Hans-Jörg Dörr (TV Hatzenbühl) 5. und schnellster im Landkreis Bad Dürkheim Rafael Bender (LC Bad Dürkheim) Die LLG Wonnegau stellt den 2. und 3. in der M45 mit dem gesamt 6. Hans-Willi Freiberger ... ... und dem gesamt 7. Alf Matuschak 8. und 3. M30 Björn Richter vom TV Rheinau

Doch eine Medaille hat bekanntlich zwei Seiten. Wäre meine Gattin eine in Übersee festsitzende Stewardess, klänge meine Ansprache sicher anders. Auch müssten wir ohne unseren allgegenwärtigen Flugbetrieb auf unsere internationalen Spitzenläufer verzichten, die schwerlich mit dem Schiff und über Land anreisen könnten. Mag sein, dass dies so manchem Zeitgenossen gelegen erschiene, doch gerade eine Touristenhochburg wie die Deutsche Weinstraße dürfte mit den Fahrradausflüglern aus der Metropolregion Rhein-Neckar nicht mehr über die Runden kommen.

Die Zeiten ändern sich eben, nicht nur die beim Marathonlauf. Der war ausgebucht. Der Restposten von 80 Startnummern überdauerte die Schalteröffnung nur kurz. Nochmals steuerte Organisationsleiter Rolf Kley gegen den Strom, verband die Ausgabe mit Auflage „nur Marathon“. Doch ummelden kann man zum Halbmarathon noch in Klein-Karlbach und zwar fliegend. Dass dies auch versehentlich und in beiden Lagern vorübergehend vorkam mag Zuschauer verwundert haben, aber aus den Vorkommnissen sollte man Lehren ziehen.

Das Führungsfahrzeug für die schnellste Halbmarathonläuferin hat am Anstieg wohl ein wenig den Anschluss verloren, denn die vor ihm laufende Monika Lenz-Müller von der TSG Grünstadt wird 5. Frau, gewinnt aber die W45 beim Halbmarathon Beim Marathon dagegen gewinnt Jacqueline Keller als gesamt 7. Frau die W45. Die Schweizerin von der LG Horn und 3malige Siegerin des Schwarzwald Marathon, war beeindruckt von dem Blütenmeer und der tollen Atmosphäre beim Marathon Deutsche Weinstraße Rang 8 bei den Frauen auf der Marathonstrecke für Astrid Staubach von der LG Vogelsberg

Halbmarathon links, der Zuruf war nicht zu überhören, und doch fällt manchem die offerierte Richtung nicht ein: Wo ist links? Zwei mannshohe Wegweiser unterstützen den einsamen Rufer. Doch vom zweiten Schild bis zur Weggabelung sind es noch dreißig Meter, da bewegt ein Läufer allerhand, nicht nur die Beine, auch im Kopf. Bis zur Ecke hat man vielleicht im Geiste eine wichtige Entscheidung getroffen, aber vergessen wie es beim Marathon weiter geht. Da hilft lautes Fragen, denn die meisten sind noch bei der Sache, sind ja kaum neun Kilometer gelaufen. Die Maße biegt nach links, um nach einer großzügigen Schleife den Rückweg nach Bockenheim einzuschlagen. Nach rechts müssen die richtigen Marathonis, die aber gern in der Maße schwimmen.

Einen unfreiwilligen Schlenker machten schon die führenden Halbmarathonläufer, die sich an niemand orientieren konnten. Unbenommen sei zu hinterfragen, aber hier dürfen derlei Fehlentscheidungen nicht zu Lasten der Organisation gehen. Man hat schließlich schon Teilnehmer über Absperrungen springen sehen, in bester Absicht und mit Sauerstoffschuld. Ein drittes Schild direkt an der Gabelung und Kreidepfeile auf dem Asphalt mit M und HM versehen, könnten derlei Vorkommnisse eventuell gänzlich ausschließen.

Marathon: 2. Jurij Vinogradov aus Russland 5. Roland Stulz vom LC Donnersberg gewinnt die Prämie als bester Pfälzer 7. Thomas Dehaut von LLG Landstuhl gewinnt die M45 Der Marathon Sieger von 2006 und Vorjahreszweite Jaroslaw Janicki aus Polen wird 3. und 1. M40. Er läuft schon fast traditionell beim Marathon Deutsche Weinstraße als eines seiner letzten Aufbaurennen für den populären 90 km langen Comrades Ultramarathon in Südafrika

Halbmarathon

Mag der frühe Zeitpunkt für strauchelnde Marathonteilnehmer auch zusätzliche Unentschlossenheit bringen, es sei denn man atmet bereits heftig und wie durch einen Strohhalm, weil allergische Reaktionen den Sieger längst ausgemacht haben: die Pollen. So erging es Sabine Rankel, deren Serie ein Ende fand. Sechsmal bestimmte sie den Ausgang des Marathons mit. Die Berglaufspezialistin vom LC Bad Dürkheim konnte der Herausforderung vor der eigenen Haustür nicht widerstehen. Ihre Plätze in der zeitlichen Reihe 6., 2., 7., 3., 3. und 5.. Nun musste sie sich mit dem dritten Platz über Halbmarathon trösten. „Es war auch irgendwie zu warm und die Vorbereitung für den Marathon klappte auch nicht wie erhofft“, so die beste Deutsche nach 1:27:26 h im Ziel.

Bei Kilometer 8 kurz vor Klein-Karlbach haben Marathon- und Halbmaratholäufer noch einen gemeinsamen Blick auf die Burgruinen Battenberg und Neulingen

Eigentlich hat ihr der Halbe sogar besser gefallen. Es war mehr los an der Strecke und vielleicht liegt ihr das Kürzere sowieso besser. Nur die Laufzeit, da haderte die W40-Siegerin doch und war nicht sicher, ob die Schwierigkeit der Strecke tatsächlich so viele Sekunden fordern dürfe. Dabei geriet ihr noch Emmily Biwott in die Reichweite, die aber nach 1:26:50 h die Ziellinie passierte und das zweite Preisgeld kassieren konnte. Klare Siegerin wurde im Alleingang Veronica Cheboi in 1:18:18 h und konnte sich neben der Siegprämie noch über das Zusatzgeld für den Streckenrekord freuen.

In den Altersklaßen lohnt ein Blick von hinten nach vorn. Ruth Fuldner (TSG Eisenberg) siegte in der W75 in 2:36:58 h. Mit Jahrgang 1932 steht sie genau vor einer 61 Jahre jüngeren Läuferin in der Liste. 60 Jahre jünger auch die WJA Siegerin in 2:11:28 h  Hanna Meyer-Almes (Otzberg). In der W70 siegte Nedezda Kavtaskina aus Litauen in 2:05:27 h. Trudi Marti aus Mellingen/Schweiz war Beste in der Klaße W65 in 1:56:14 h. In 1:54:59 h siegte Elisabeth Springer vom TV Sobernheim in der W60. Ria Jotter bekam den Siegerwein für den Klaßensieg in der W55 in 1:46:59 h.

Bergab Richtung Klein-Karlbach wird Tempo gemacht "Römer" Peter und "Weinrebe" Anke Lampmann gemeinsam auf Halbmarathonkurs Jürgen Stattmüller (278) von der LG Kapellen-Drusweiler läuft Marathon, ebenso Sabine Korffmann (299) von den Rennschnecken Siefersheim, während Rennschnecke Jochen Emrich sich an der Marathonweiche gleich Richtung Halbmarathon verabschieden wird

Cathryn Acklin (Mackenbach) konnte als Schnellste der W30 in 1:39:25 h mit der vor ihr als 12. Frau einlaufenden Birgit Meier (SG Stern Mannheim), die in 1:39:06 h die W35 gewann, zur Preisausgabe. Schwer zu schlagen, wieder regelmäßig am Start und in Vorbereitung auf den Hamburg Marathon, Adele Eichert vom TV Frankenstein, mit der W50-Siegerzeit von 1:36:45 h notiert. Auf dem 5. Frauenrang holte sich Monika Lenz-Müller von der TSG Grünstadt die Klaße W45 in 1:34:56 h.

Vor ihr lag noch Marion Hebding (TV Rheinau – 1:31:39), die vor zwei Jahren in 1:28:54 h an gleicher Stelle die gleiche Platzierung erreichte. Heute war sie nicht im Vollbesitz der Kräfte, wollte sich aber unbedingt die Wertung für den Rhein-Neckar-Cup, bestehend aus dem Kandel Marathon, MDW und Mannheim Marathon sichern. Nun folgt der Marathon in Mannheim-Ludwigshafen. Da hat sie noch eine Rechnung offen: 2008 ausgestiegen, 2009 krampfgeplagt nach 3:16:05 im Ziel und das, nachdem sie den Kandel Marathon in 3:04:05 gewonnen hatte. Dieses Jahr soll die 3-Stunden-Marke fallen. In Kandel lief sie vor einem Monat als Dritte 3:05:30 h. Für den Cup zählen 2 Halb- und ein Marathon-Ergebnis, aber es wird auch die Durchgangszeit genommen, falls man Marathon laufen will.

Kurz vor Kilometer 9 wird eingangs Klein-Karlbach unübersehbar getrennt

Und vor dem Dorfe steht ein Leierkastenmann und dreht mit seinen Händen was er kann. Alle können ihn hören, aber keiner hält an. Er ließ sie laufen und drehte seine Leier bis keiner mehr kam

Den kenianischen Sieg beim Halbmarathon der Männer gefährdete Luca Bongiovanni oder doch Benjamin Kemboi selbst. An der beschriebenen Weiche hatten beide wohl zuviel Fahrt aufgenommen, denn vor dem Ortseingang galt es, sich aus dem Weinberg hinunter zu stürzen. Jedenfalls blieben sie auf Marathonkurs, daran konnte auch Carsten Bresser nichts ändern, der hier schon zu weit weg war um die Beiden zurückzupfeifen. Doch schnell war der Fehler erkannt und die alte Reihenfolge wieder hergestellt. Nach 1:11:19 h wurde Benjamin Kemboi im Ziel als erster Tagessieger bejubelt. Es war sein erstes Rennen in der Saison und noch befindet es sich im Aufbau, erklärte sein Manager Alexander Hempel. Dahinter machten Luca Bongiovanni vom TV Schriesheim (1:12:09) und Carsten Bresser (1:12:10 - Craft Heltersberg) die weiteren Plätze unter sich aus. Wobei Luca Bongiovanni klar das Gefühl hatte, dass Carsten Bresser nicht dagegen halten wollte, da er aufgrund des Verlaufens den Anschluss wieder hergestellt hatte.

Ein seltenes Tier und nur alle 2 Jahre taucht es auf, immer dann wenn der Marathon Deutsche Weinstraße ist: die Weinbergschlange Und wenn man sich seine Ohren nicht mit Musikstöpsel zugestopft hat, kann man neben dem Naturschauspiel auch dem Drehorgelspiel lauschen

Luca Bongiovanni wäre gern länger am Kenianer dran geblieben, am besten bis zum Ziel mit Schluss-Spurt. Er war sich auch nie sicher, ob der Afrikaner wirklich so viel besser ist und er eine Chance hätte. Aber nach dem Zusatzschlenker war das Blatt vergeben. Und er froh, über die faire Geste von Carsten Bresser ihm den zweiten Platz zu laßen. „Der ist halt ein Sportsmann, war ja auch zweimal bei Olympischen Spielen“, wusste der Promotionsstudent Bongiovanni, der mit deutscher und italienischer Staatsangehörigkeit ausgestattet ist, Bressers Zurückhaltung zu würdigen. Interessant fand er auch den Kontakt mit den Kenianern, wenn auch die Verständigung nicht so gut klappte.

Nach Kilometer 15 geht es durch Leistadt, parallel zu Kallstadt (km 27) gelegen. Auch hier zeigt sich mit der Finnischen Flagge die Internationalität an der Deutschen Weinstraße

Am Ende lobte er nach seiner Erstteilnahme an der Weinstraße die Organisation dennoch: „Sehr gut organisiert.“ Er nutzte auch das angebotene Park + Ride zum Start: „Es wurde kaum angenommen und es war viel Platz.“ Seine Halbmarathon Bestzeit auf flachem Kurs steht bei 1:11 h und heute wäre sicher auch eine Verbesserung drin gewesen, war er sich sicher. Über Marathon ist er 2:35 h in Frankfurt gelaufen und nun steht der Mannheim Marathon auf dem Programm. Dort hofft er auf eine Wiederholung des guten Zusammenlaufens mit Carsten Bresser, der dort für den Marathon hoch gehandelt wird. Luca Bongiovanni hat ziemlich Respekt vor den 42 Kilometern und erreichte im letzten Jahr in Mannheim das Ziel nicht. Den Marathon Deutsche Weinstraße mal ganz zu laufen, das könnte er sich aber auch gut vorstellen. Mal sehen, ob er 2012 dabei ist.

Mit der Nummer 666 Marathonläuferin Rita Frei aus der Schweiz, mit der 777 in Gala Joachim Lingnau aus Niederselters, dazwischen Fred Seifert und Gabriele Kenkenberg vom LC Olympia Wiesbaden Andrea Groch (links) von der TSG Kaiserslautern und Jutta Metzler vom 1. FC Kaiserslautern Zwei MuLis von der LG: Thomas Neu und Stefanie Krieg

Den Rhein-Neckar-Cup hat Carsten Bresser im Sinn. In Mannheim will der 39-Jährige Mountainbiker unter 2:30 h bleiben. Seine Bestzeit von 2:25:00 h ist derzeit aber außer Reichweite, denn Laufen ist nur sein Hobby. Mit einem Etappenrennen in Südafrika und weiteren vertraglichen Rennverpflichtungen bei den Mountainbikern ist er weiterhin auch sportlich und vom Training her aufs Radfahren fixiert. Auch für ihn war es eine Premiere an der Weinstraße und das Urteil des international erfahrenen Athleten: „Tolle Stimmung.“ Seine Halbmarathonbestzeit ist die Durchgangszeit vom Frankfurt Marathon (1:10:36) und dort will er im Oktober dann als 40-Jähriger die 2:25:00 h noch mal richtig angreifen.

Mit dem jungen Kenianer (M20), dem Germanistik-Studenten (M30) und dem Radfahrer (M40) waren auch gleich die Siegerweine in den Klaßen vergeben. Carsten Bresser bekam das Preisgeld für den besten Pfälzer, blieb noch die Börse für den Besten des Landkreises zu vergeben. Die Taktik ist lobenswert, stiftet Burgfrieden und lockt die Besten der Region. Mit den Sonderwertungen gehen die Einheimischen nicht leer aus, ja nicht selten haben sie am Ende mehr in der Tasche als die internationalen Berufsläufer. Rafael Bender vom LC Bad Dürkheim musste in 1:17:10 h Hans-Jörg Dörr vom TV Hatzenbühl (1:16:14) klar den Vortritt laßen. Der Fünfte blieb aber dotierter Landkreissieger, während Dörr in der stark besetzten Klaße M45 den Siegerwein gewann. Allein vier M45er schafften es in die Top Ten, die mit dem M35-Sieger Denis Patzke (1:22:46 – LG Eintracht Frankfurt) endete.

Alwin Gumbrecht vom TV Rheinzabern Zwei Läufer aus der Region, Rui Goncalves (908) aus Obrigheim und Alexander Schmidt (539) aus Grünstadt, nehmen Hans-Peter Roden vom Spiridon Hochwald Ultra Team in ihre Mitte Martin Rudolph trägt das Hemd des hessischen Koberstädter Waldmarathon durch die Pfalz

Weitere AK-Siege gingen in der M50 an Farzad Farivar-Memar (1:27:56 – LG MuLi), in der M60 an Dieter Kopp aus Remscheid in starken 1:29:16 (netto). Da muss Reinhard Holz noch üben, der in 1:37:33 h in der M55 den Sieg nach Mannheim holte. A-Jugendsieger Leo-Malte Felder aus Neustadt (1:40:01) wird vielleicht noch beim Weinstraßen-Marathon starten, wenn die vor ihm nicht mehr dabei sind. In der M65 siegte Roger Cambeis (TG Oggersheim – 1:47:11). Horst Ache (AS Neukirchen-Vluyn) war in 1:53:53 schnellster M70er und Heinz Zech holte eine weitere Flasche für die LG MuLi als M75-Sieger in 1:58:19 h.

Marathon

Um es vorweg zu nehmen, auch über den Marathon gelang es nicht, den Kenia-Express von den Schienen zu kippen. Im Blütenmeer hatten die Afrikaner keine Probleme mit den Pollen und hielten auch die Polen in Schach. Für deutsche Athleten blieben am Ende gute Platzierungen und für die aus der Region sei an die lukrativen Sonderwertungen erinnert. Doch gegen die Kenianer hatte keiner ein Rezept, die spielen eben in einer höheren Liga.

Herbert Rollwa (Freund der TSG Maxdorf) gewinnt die M60 im Marathon, neben ihm Jörg Dietl (579) von der LTG Darmstadt Eberstadt Noch einer der sich freut, dass es nach Leistadt erst einmal lange bergab geht, Ingolf Koch vom TSV Sandhofen

Für Rolf Kley ist das alles kein Problem. Bei ihm sind alle gleich. Wer seine Anmeldegebühr rechtzeitig überweist, der darf starten. Sonderbehandlungen gibt es beim Verwaltungsfachmann des Landratsamtes Bad Dürkheim nicht. Es wird niemand eingeladen, aber auch nicht ausgeschlossen. Der Erfolg gibt ihm Recht und seine Vorgesetzte, Landrätin Sabine Röhl, ist mit seiner Arbeit vollauf zufrieden. Richtige Marathon-Veranstalter-Profis sind sie geworden, mit der Fachunterstützung der Vereine TSG Grünstadt und TSV Bockenheim. Einzig der Marathonanteil hinkt hinter dem Halbmarathon her. Dieses Verhältnis mehr auszugleichen, wäre Wunsch und ist Ziel, allein die Teilnehmer ziehen nicht mit.

Von Leistadt hinab Richtung Bad Dürkheim eröffnet sich die Sicht weit in den Oberrheingraben

Ungetrübt die Freude über 3420 eingegangene Meldungen. Für den Marathon interessierten sich 884 und beim Halbmarathon waren es 2285. Dazu kamen 251 Kinder, die bereits am Samstag starteten. Im Ziel zählte man 700 über Marathon und 1770 über Halbmarathon. Eine Konstanz, beim im 2-Jahresrhythmus stattfindenden Weinstraßenmarathon, mit der es sich einerseits gut planen lässt, die aber das ehrgeizige Organisationsteam nicht ganz zufriedenstellen wird. Klar 16 weniger beim Marathon und 32 mehr beim Halbmarathon, dies kann man nach 24 Monaten gar nicht Veränderung nennen. Sie ist es auch eher eine Bestätigung, dass man in Bockenheim einen beliebten Lauf im Angebot hat, der im Gegensatz zu einigen Mitbewerbern keine Einbußen verzeichnet. Selbst der Frauenanteil auf beiden Stecken liegt trotz des anspruchsvollen Profils leicht über dem Bundesdurchschnitt.

Kallstadt wartet mit dem Saumagen auf - in Stein sowie in trinkbarer oder eßbarer Form

Einsam wurde es nach der Marathonweiche nicht und allein die fantastischen Bedingungen doppelt so lange nutzen zu können, wird so manchen Halbmarathonläufer neidisch gemacht haben. Also werden vielleicht 2012 die Karten neu gemischt, denn vierstellig sollte der Marathon einfach werden, das hat er verdient. Wer erlebt hat, mit welcher Akribie die Deutsche Weinstraße auf der gesamten Laufstrecke für den Verkehr gesperrt wird, und das an einem Tag wo Tausende, in deren Kalender nur Formel 1 als Sportereignis am Sonntag eingetragen war, in die Region strömten, um bei einem Schoppen Vettels Sieg zu begießen, kann man nur den Hut ziehen vor den vielen Feuerwehrleuten, Polizisten und Rettungsdiensten, die eine erstklassige Arbeit machen, unterstützt von den vielen Helfern unter anderem an den Versorgungsständen.

Über Leistadt hinunter nach Bad Dürkheim und etwas näher am Rhein und recht hügelig wieder zurück über Kallstadt nach Grünstadt und von dort in den Zielort Bockenheim. So kann man die Strecke in Worten grob zusammen faßen, die man aber erlaufen sollte um vom Leininger Land begeistert berichten zu können. Höhepunkte für vergnügungssüchtige Freizeitsportler sind Saumagen flüssig und gefüllt oder der berühmte Riesling-Schwamm. Freilich damit war Fredrick Cherono nicht aufzuhalten und Alkoholisches ist für die meisten Kenianer ein Tabu oder ein Problem. Den gefüllten Saumagen hätte er aber sicher schätzen gelernt. Frisch zubereitet wurde er am Stand angeboten, doch es brauchte Geduld bis zum ersten Zugriff.

Vorjahressiegerin Joanna Chmiel wird in Kallstadt fast von Josefa Matheis eingholt. Letzendlich gewann die Polin aber den Kampf um Platz 2, und siegte in der W40 vor der Eisenbergerin Josefa Matheis deutet es bei km 27 in Kallstadt an, jetzt geht es an die Reserven. Und dazu kommt der lange Anstieg bis Herxheim am Berg (km 30) Die lettische Marathonmeisterin Irina Stula-Pankoka wird 6. Frau beim Marathon

Konkurrenzlos ging das bezahlte Trainingsrennen des 2:08 h Marathonmannes zu Ende. Ob er einen Schritt schneller gemacht hätte, wäre ihm Paroli geboten worden, bleibt fraglich, denn die Extrabörse für den Streckenrekord (2:24:42), die ein Landsmann bereits bei der Premiere aufgestellt hatte, wackelte, fiel aber nicht. Doch locker schien Fredrick Cherono und wurde auf der zweiten, eher schwierigeren Hälfte sogar schneller. Über die Zielmatte ging er nach 2:25:27 h und was folgte war eine lange Pause. Zweiter wurde der Russe Jurij Vinogradov in 2:34:03, der den Altmeister Jaroslaw Janicki aus Polen auf den dritten Platz verweisen konnte. Janicki, der 2006 den Marathon gewinnen konnte und 2008 Zweiter wurde, kam zwar noch auf, aber in 2:34:20 h musste er sich dem Gesetz der Serie beugen.

Den 44-Jährigen, der sich in vielen deutschen Siegerlisten verewigt hat, plagten Ischiasbeschwerden. Bis zum Comrades Marathon wird er sich kaum schonen, plant so manchen weiteren Marathon in Deutschland. In Südafrika wird er auch die rund 90 Kilometer des geschichtsträchtigen Ultramarathons trotz getappter Oberschenkel abspulen, mit seiner Routine. Ob es so kommt, darüber wird Ralf Klink in LaufReport berichten, der auch an der Weinstraße für den Ultramarathonlauf auf der südlichen Halbkugel 42 Trainingskilometer abspulte, dann in Hamburg, in Mainz, in Salzburg und sicher noch bei weiteren Marathons sich für den Comrades fit machen wird.

3. M20 Matthias Stegbauer von der LSG Schwarzwald-Marathon 1. M55 Philippe Jung von der LG MuLi 1. M50 Michael Schulz von der TSG Maxdorf 5. M40 Dirk Karl von der TSG Grünstadt

Rang vier ging an Kay-Uwe Müller (2:39:05 - TSG Heilbronn), der sich mit nur neun Marathonanmeldungen für 2010 eher zurückhält. Beim letzten MDW findet sich sein Name mit einer 3:16 h in der Ergebnisliste: „Es war die Vorbereitung für den Weiltalweg-Landschaftsmarathon. Erst 2005 begann der Ex-Fußballer aus Ilshofen bei Schwäbisch Hall mit dem Laufsport. Seit diesem Jahr trägt er das Trikot der TSG Heilbronn und konnte für die Neckar-Schwaben bereits einen Sieg beim Saale-Marathon (2:42:55) verbuchen. Aber vierte Plätze sind fast seine Spezialität. 2009 beim Trollinger-Marathon holte er diesen Platz, den er auch im Weiltal erreichte und auch beim Bottwartal-Marathon 2009 reichte es in 2:36:19 h für den 4. Platz. „Es war ungewohnt warm, ging aber gut“, resümierte der 30-jährige Schreiner, der 165 Wochenkilometer in der Spitze absolvierte und sich über die mäßige ungenügende Vorbereitung so mancher Teilnehmer wunderte.

Erfrischungen in Kallstadt für Stephan Pirl (Obernburg), Christian Martin (RC Vorwärts Speyer), und mit dem hier waßergetränkten Rieslingschwamm für den "Gipfelstürmer" Michael Thome und mit paßenden Hemd Jürgen Bootsmann (Lauftreff Lüdinghausen)

Auf dem fünften Rang der beste Pfälzer. Roland Stulz vom LC Donnersberg kam nach 2:41:18 in den Genuss der Sonderprämie und konnte sogar einen Kenianer hinter sich laßen. Wegen der Wetterprognose hatte er verhalten begonnen und Thomas Dehaut ziehen laßen. In Grünstadt nach etwa 38 Kilometern hatte er den Besten der M45 (2:42:20 – LLG Landstuhl) wieder eingesammelt, der hinter Timothy Kiplagat Kutto Siebter wurde. Vor zwei Jahren war Stulz bereits beim MDW gestartet und brauchte damals noch 3:04 h. Seither hat der 33-jährige Bürokaufmann viel trainiert und wollte gern unter 2:40 h bleiben. Mehr war aber heute nicht drin. Nun erholt er sich mit Mountainbike fahren. Weitere Ziele des nach Büchern von Herbert Steffny trainierenden Donnersbergers sind die Pfalzmeisterschaften über 10 km in Kaiserslautern-Einsiedlerhof, wo er sich auf 33:00 min verbessern will und im Oktober der Frankfurt Marathon mit dem Ziel 2:35 h zu laufen.

Annette Geiken und Jürgen Reiser füllen die RWE Power am Versorgungsstand in Kallstadt auf Soll ich oder soll ich nicht: Sascha Babor vom TSV 1875 Höchst überlegt nur kurz ob er mal vom Saumagen in fester Form probieren soll. Er tut es (Beweisfoto liegt LaufReport vor) und kommt nach 3:16:14 wohlbehalten im Marathonziel an

Weitere Altersklaßen-Siegerweine gingen an Alexander Dackiw von Spiridon Frankfurt (M35 – 2:44:25), Michael Schulz von der TSG Maxdorf (M50 - 2:59:29 h), Philippe Jung von der LG MuLi (M55 – 3:00:49), Herbert Rollwa mal für die Freunde TSG Maxdorf startend (M60 – 3:28:07), Norbert Hoffmann vom SC Selters (M70 – 3:47:47) und Dirk Boesler vom TSV Sandhofen (M65 – 3:59:48). Markus Rein aus Bockenheim erfreute das Publikum mit seinem Sieg in der MJA in 4:20:36 und 56 Jahre älter und auch nicht mehr schneller, der grandiose Ludwig Mesel, Jahrgang 1935, der für den LC Bad Dürkheim in 4:24:44 den Sieg in der M75 holte.

Bei den Frauen machte Salome Biwott, das kenianische Siegerquartett komplett. In 2:51:38 h war auch sie im Bereich des Streckenrekords (2:49:28), den Janina Malska aus Polen 2002 aufgestellt hatte. Es war erst ihr zweiter Marathon. Ihr Debüt gab sie im Vorjahr beim Antalya Marathon, wo sie Dritte in 2:49 h wurde. Die Titelverteidigerin Joanna Chmiel aus Polen rettete in 2:57:28 h den zweiten Platz ins Ziel und siegte in der W40. Alle Läuferinnen in der Top Ten mussten dem zu hohen Anfangstempo auf der zweiten Hälfte Tribut zollen. Riesigen Beifall gab es für Josefa Matheis von der TSG Eisenberg auf der ganzen Strecke. Die zweifache Mutter war Publikumsliebling der auf 20.000 geschätzten Zuschauer. Nach 3:00:56 h erreichte sie auf Rang drei das Ziel.

Winzer Thilo Holstein engagiert sich seit Jahren beim Weinstraßen-Marathon, er stellt nicht nur die Weine, er fährt auch persönlich mit seinem Motorrad einen Medienvertreter über die Strecke Mit viel Stimmung werden die Läufer aus Kallstadt auf die letzten 15 Kilometer entlaßen

Die 43-Jährige hatte sich gezielt auf den MDW vorbereitet und lässt trotz lang andauernder Karriere nicht nach. Ihre Marathonbestzeit von 2:50:22 h datiert von 2009, gelaufen in Mainz bei den Deutschen Meisterschaften, wo sie in der W40 Vizemeisterin wurde. Gewinnen konnte sie beim Marathon Deutsche Weinstraße nicht - dies gelang einmalig nur einer Deutschen, Constanze Wagner im Jahr 2000 in 2:54:55 – doch ihre Bilanz beim im 2-Jahresrhythumus stattfindenden MDW kann sich sehen laßen: 1998 - 3. in 3:05:56; 2002 - 2. in 2:55:19; 2004 - 2. in 2:55:41; 2006 - 2. in 2:58:00. 2008 lief sie nach der der Geburt ihres zweiten Kindes nur den Halbmarathon und wurde 2. in 1:24:23.

Die Platzierung ging in Ordnung, aber die Zeit fand sie enttäuschend. Irgendwie lief es bei ihr trotz guter Vorbereitung nicht optimal. Magenprobleme quälten sie, vielleicht die ungewohnte Wärme, die sie eigentlich mag. Auch lastete der Druck von außen, den sie diesmal außergewöhnlich stark verspürte. Zunächst war die lettische Marathonmeisterin Irina Stula-Pankoka vor ihr, die schließlich Sechste in 3:11:27 h wurde. Mit Eve Rauschenberg lief sie bis Kilometer 17 zusammen. In Kallstadt war sie auf Joanna Chmiel fast aufgelaufen, die sie in Bad Dürkheim noch vor sich hatte. Da bekam die Polin den zweiten Wind und Josefa Matheis einen leichten Einbruch. Im Ziel brauchte sie lange um sich zu erholen. Den geplanten Start beim Marathon in Mannheim, lässt sie jetzt lieber. Es geht auch mit Vernunft. Erstmal will sie sich jetzt auf kürzere Distanzen konzentrieren. Die Deutschen Meisterschaften über 5000 m im Juli stehen im Programm, wo sie sich eine gute Platzierung in der Altersklaße ausrechnet (PB 18:02). Interessant wird der von ihrem Verein im Wechsel zum MDW ausgerichtete bergige 25 km-Lauf (650HM), der für 2011 geplant ist.

Zieleinlauf unter dem luftigen Haus der Deutschen Weinstraße in Bockenheim Ex-2:42 h Marathonläufer Jochen Heringhaus alias "VanMan" schickte die Läufer um 10.00 Uhr los und empfing sie bis 15.30 Uhr Nach 5,5 Stunden lichtet sich die Straße nach Bockenheim vom Läufergetümmel und ist bald wieder frei für normale Touristen

Auch Dr. Susanne Bog musste ordentlich Körner auf der zweiten Hälfte laßen und ereichte in 3:07:16 h als Vierte das Ziel. Damit war auch das Podest der W40 vergeben. Vor zwei Jahren siegte die Veterinärmedizinerin unter ihrem Mädchenname Brema beim Halbmarathon in 1:21:18 h. Ihren letzten Wettkampf bestritt sie 2009 in Mainz, wo sie den Gutenberg Marathon in 2:54:55 absolvierte. Mit einem fast 13 Minuten starken Paket handelte sich Eve Rauschenberg den dicksten Rucksack auf der zweiten Hälfte ein. Nach 3:09:47 h blieb ihr Rang fünf und der Sieg in der W35. 2008 war sie Zweite beim MDW in 2:57:09 h. „Es war heute nicht mein Tag“, sagte sie später und nahm es mit einem Lachen hin.

„Ich habe mich von Anfang an schlecht gefühlt, dachte in Bad Dürkheim sogar ans Aufgeben. Ich lief dann aber doch weiter und – es war schon eine ganz schöne Quälerei 12 Minuten später als 2008 im Ziel“, gestand Eve Rauschenberg. 2009 lief sie beim Darmstadt Marathon ihre Bestzeit in 2:53 h. Eigentlich hatte sie auch noch mit dem Mannheim Marathon geliebäugelt. Jetzt wo sie noch eine Chance in der Cup-Wertung hat (sie gewann den Halbmarathon in Kandel in 1:22:34), überlegt sie erneut: „Aber erst einmal abwarten und erholen, denn hart war es doch, trotz der langsamen Zeit.“ Im Herbst wird sie vielleicht den Baden Marathon in Karlsruhe laufen, denn sie will nicht unbedingt weit reisen, um an einem Marathon teilzunehmen.

Für Landrätin Frau Sabine Röhl und Chef-Organisator Rolf Kley geht mit den Siegerehrungen ein Veranstaltungsmarathon zu Ende. Sichtlich Spaß haben sie aber auch noch bis zum Schluss bei den Ehrungen der internationalen und nationalen Laufgäste. Dabei hat die Landrätin mit Sport ihre liebe Not: "Laufe ich durch die Weinberge, sagen die Leute, die hat wohl nichts zu tun. Gehe ich ins Hallendbad, dann ...ah gut dass ich sie treffe, sagen sie mal, wie ist das eigentlich mit den Mülltonnen, da soll doch..."

Hinter Irina Stula-Pankoka wurde Jacqueline Keller Siebte. Die Schweizerin von der LG Horn gewann in 3:20:16 h in der W45. Sie ist keine Unbekannte, konnte allein dreimal den Schwarzwald-Marathon gewinnen und hat eine Bestzeit von 2:55 h. Wie vor zwei Jahren kam sie mit einer Reisegruppe von rund 20 Schweizern an die Weinstraße. Damals lief sie den Halbmarathon und wollte von der schönen Strecke angeregt nun den Ganzen laufen. Sie war beeindruckt von der blühenden Landschaft und der tollen Atmosphäre.

Weinflaschenpräsente, die alle Finisher erhielten, stockten die Altersklaßengewinner mit dem Siegerwein auf. Andrea Groh von der TSG Kaiserslautern reichten 3:43:26 h um die W30 zu gewinnen. Brigitte Traut aus Bettlach siegte in der W50 mit 3:52:05 h, Annette Hoffmann (LC DJK Mannheim) mit 4:06:48 h in der W55 und Renate Werz von der LG Offenburg war in 5:01:10 h Beste in der W60.

Siegerehrung der ersten 5 Marathonläufer- und -läuferinnen ... ... und der ersten 5 Halbmarathonläufer- und -läuferinnen

Die Lobeshymne über die paradiesischen Verhältnisse an der Deutschen Weinstraße und speziell beim Marathon könnte hier noch lange fortgesetzt werden. Orga-Chef Rolf Kley und Rennleiterin Dr. Ute Turznik haben offene Ohren für alle Hinweise der Teilnehmer und verbessern Abläufe und Ausstattung, wo immer es geht. Doch können das nur noch Marginalien sein, denn irgendwo ist der Marathon Deutsche Weinstraße ein etwas anderes Weinfest und dies macht ihn aus. Start und Ziel am Haus der Deutschen Weinstraße, Rebgärten und weinselige Stimmung. Heile Welt, kondensstreifenfrei. Gut, man muss davon ausgehen, dass der Luftraum 2012 wieder freigegeben sein wird, wenn der Start zum 8. Durchgang erfolgt.

Es sei denn, in Island spuckt Eyjafjallajökull ausdauernder als es die Wirtschaft glauben mag Vulkanasche in den Himmel. Ein Jahr ohne Sommer wie 1816, aufgrund einer gewaltigen Aschewolke des Vulkans Tambora, das wäre nichts. Aber ein wenig Glückseligkeit, Mandelblüte und Sonne, das kann man dem MDW 2012 mit oder ohne Flugverbot von Herzen wünschen.

7. Marathon Deutsche Weinstraße
Halbmarathon
Frauen
Männer
1
Veronica Cheboi Kenia 1:18:18 1 Benjamin Kemboi Kenia 1:11:19
2
Emmily Biwott Kenia 1:26:50 2 Luca Bongiovanni TV Schriesheim 1:12:09
3
Sabine Rankel LC Bad Dürkheim 1:27:26 3 Carsten Bresser Craft-Heltersberg 1:12:10
4
Marion Hebding TV Rheinau 1:31:39 4 Hans-Jörg Dörr TV Hatzenbühl 1:16:14
5
Monika Lenz-Müller TSG Grünstadt 1:34:56 5 Rafael Bender LC Bad Dürkheim 1:17:10
Marathon
1 Salome Biwott Kenia 2:51:38 1 Fredrick Cherono Kenia 2:25:27
2 Joanna Chmiel Polen 2:57:28 2 Jurij Vinogradov Russland 2:34:03
3 Joefa Matheis TSG Eisenberg 3:00:56 3 Jaroslaw Janicki Polen 2:34:20
4 Dr. Susanne Bog Weingut Becker 3:07:16 4 Kay-Uwe Müller TSG Heilbronn 2:39:05
5 Eve Rauschenberg Haßloch 3:09:47 5 Roland Stulz LC Donnersberg 2:41:18

"Wein" und "Marathon" sind die Worte, um die sich alles beim Marathon Deutsche Weinstraße dreht. Während der Marathon das malerische Örtchen Bockenheim in den Ausnahmezustand versetzt, nimmt Thilo Holstein vom benachbarten Weingut Kindenheim gelaßen auf seiner schweren Maschine Platz. Das Weingut Holstein ist nicht nur für den Marathonwein zuständig, der Chef persönlich fährt mit seinem Motorrad einen Medienvertreter über die Strecke und bleibt dabei auf Höhe des Marathon-Führenden. Nicht nur die Sieger, nein jeder Starter bekommt seinen Tropfen. Zum "Kindenheimer Grafenstück" erhalten Sieger und Platzierte aller Altersklaßen aber noch einen 2009er Spätburgunder aus der selben Lage.

Winzer Thilo Holstein engagiert sich seit Jahren beim Weinstraßen-Marathon und ist stolz auf seine Weine. "Das sind echte Pfälzer Weine, die alles haben, was wir uns unter Pfalz und Wein vorstellen." Im Familienbetrieb mit Tradition und Trend wird seit 1959 Wein in Flaschen abgefüllt. Seit dem letzten Jahr liegt die vollständige Verantwortung bei der Generation Eveline und Thilo Holstein: "Unser Motto ist stets geblieben: soviel Eingriff in die Natur wie nötig- so wenig wie möglich!" Aus 17 Rebsorten erzeugt das Weingut 33 Weine, von trocken bis süß und von Weiß- über Weißherbst bis Rotwein. Die Kunden sind über Deutschland und die Benelux-Staaten verteilt, neuerdings auch aus Spanien.

 

Januar bis März ist übrigens die arbeitsintensivste Zeit im Weingut. 110.000 Reben müssen geschnitten, die Drahtanlagen erneuert werden. 12 Tonnen Trauben pro Hektar, das lässt den stärksten Draht erschlaffen. Bis zu 1000 Reben schafft ein guter Arbeiter beim Beschneiden am Tag. Neben 1,5 Angestellten beschäftigt der Betrieb etwa 13 Aushilfen übers Jahr. Ein Wirtschaftsunternehmen, das über Jahrzehnte hinweg planen muss.

"Die 0,5 Promille Grenze hat dem Schnaps den Garaus gemacht. Schnaps zu erzeugen lohnt nicht mehr. 25 Prozent der geernteten Traube ist heute Abfall", belehrt Thilo Holstein, der sich im EU-Forschungsprojekt "Sustavino" für Nachhaltigkeit im Weingut engagiert. "Den Ablauf verbessern, von der Traubenannahme bis zum fertigen Produkt, und das unter Umweltgesichtspunkten." Mehr dazu unter www.sustavino.eu

Winzer Thilo Holstein präsentiert Marathon- und Siegerwein 2010

Über einen Besuch des Weinguts freut sich die Familie Holstein sehr. Nicht nur für Weinkenner sind die Fakten des süffisanten Alltags interessant. Und münden sie in einer lebenslangen Geschäftsverbindung, umso besser. Bitte vorher anmelden. Kontakt und Details siehe www.weingut-holstein.de

Bericht und Fotos von Constanze & Walter Wagner

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