06.04.2008 - 6. Marathon Deutsche Weinstraße

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Es reiht sich Termin an Termin, nein, selbige überschneiden sich gar. Proppevoll ist der Kalender, der um Teilnehmer buhlt. Winterpause – Fehlanzeige. Ah, die Rede ist bestimmt von einem Volkslaufkalender? Falsch, - gemeint ist der Veranstaltungskalender „Die Pfalz feiert...“. Darin findet sich im April auch der Marathon Deutsche Weinstraße und das Fest der 100 Weine. Wie das nun wieder zusammen passt? Man lese den Pfalzkrimi Weinstraßen Marathon, dann klären sich die in der Pfälzer Lebensart begründeten Zusammenhänge. Der Autor Markus Guthmann lief übrigens nach 4:13:10 h ins Ziel. Leichen pflasterten seinen Weg, glücklicherweise nur in seiner Scheinwelt. Doch waren Staatsanwalt Röder, Winzer Hellinger, Kommissar Steiner nicht allgegenwärtig? Selbst der beim Weinstraßen Marathon ermordete Dr. Hoffmann?

Genuss ist das Hauptwort der Pfälzer. Schöne Frauen, gute Weine, herzhafte Speisen, alles verpackt in eine verzaubernde Landschaft am Rande der Tiefebene des Oberrheins. Mandelblüte, Riesling-Schwamm, Weinkönigin, Saumagen flüssig und gekocht, schmale Gaßen durch alte Ortskerne, Wirtschaftswege durch Rebhänge, Siegerwein und Teilnehmerwein, Traubenmedaille, Rebknorz.

Am Verpflegungsstand dreht sich ein Läufer zum Publikum um, erhebt das Glas mit Saumagen und ruft: Zum Wohl, die Pfalz! Fast klingt es wie eine Danksagung.

Mandelblüte, Rebgold und Wein vom Gut Holstein laden zum Marathon Deutsche Weinstraße ein (www.weingut-holstein.de)

„Wir sind eine Sportveranstaltung. Erst kommen die Sieger, dann die Weinstaffel“, OK-Chef Rolf Kley vom Landratsamt betreibt kosmetische Korrekturen überall gleichzeitig und permanent zusätzlich per Handy bis hin zur Siegerehrung und darüber hinaus. Das Sportabzeichen hat er gerade gemacht, aber auch nach Jahren an der Spitze des Weinstraßen-Marathons beschränkt sich sein Faible zum Laufen darauf, die Leistungen der Teilnehmer zu bewundern. Für ihn sind zunächst alle gleich: „Nein, Antrittsgeld ist kein Thema.“ Offerierte Sieganwärter werden mit Hinweis aufs Preisgeld zum Anmeldeportal weitergeleitet. Konsequenz schafft Vertrauen. Neben den Berufsläufern noch einen Geldrang ergattern zu können, das blieb für Regionalstars bisher gewahrt. Eine Extraprämie für Landkreiszugehörige, sowie die Einbindung in die neue Sonderwertung Metropolregion Rhein-Neckar Marathon-Cup, lockten zusätzlich.

Die Welt an der Deutschen Weinstraße scheint also rundum in Ordnung zu sein und mit dem eigenwilligen 2-Jahresrhythmus wird die Geduld der Läufergemeinde zudem strapaziert. Dennoch, es blieben Wünsche offen. Beim Veranstalter, der sich so sehr 900 Finisher im Marathonziel gewünscht hatte, und bei den Teilnehmern, denen das Wetter von Sonne bis Graupelschauer doch zu durchwachsen war. Bei nur wenigen Graden im Plus, kühlte der Wind und der Regen, der zeitweise sogar in Schnee überging, doch empfindlich aus, was wiederum Muskelverhärtungen auslöste und die Lauflust trübte. Dass trotzdem viele Zuschauer an der Strecke ausharrten, spricht fürs Pfälzer Temperament. Dass auch derlei Versammlungen mit Weinausschank gefördert werden, bedarf kaum der Erwähnung.

Der Start, unmittelbar unter dem luftigen Haus der Deutschen Weinstraße Der erste Läufer der Winzerstaffel, bestehend aus 42 Läufern, die zusammen 3:42:16 h für den Marathon benötigten unmittelbar hinter dem späteren Sieger Tomasz Chawawko, der 2:31:38 h lief Der 2. Vorsitzende vom Baden Marathon Karlsruhe Norbert Wein (351) lief den Marathon, während Ehefrau Heike den Halbmarathon vorzog. Die Vorahnung mit dem Wetter stand dem erfahrenen Bielaner und Gelegenheits-LaufReporter schon ins Gesicht geschrieben

Bestzeiten lässt das Profil des Marathons nicht zu und auch die Anwärter auf die wenigen dotierten Plätze blieben überschaubar. Entspannt und ohne Geschiebe versammelten sich die Sportler unmittelbar am Haus des Deutschen Weines zum Start. Nur etwas über zwei Minuten waren vergangen, dann hatten auch die zurückhaltendsten Starter die Linie überquert. Abgegeben wurden 3.072 Anmeldungen, davon 968 für den Marathon. Das Ziel erreichten 716 Marathonteilnehmer und 1738 über die halbe Distanz. Der vorgezogene Anmeldeschluss für den Halbmarathon dürfte allerdings einige ins Marathonlager getrieben haben, die dort planmäßig nach 8,7 Kilometern fliegend auf die halbe Strecke umpolten, eigentlich für diejenigen gedacht, die unerwartet Probleme bekommen und sich über die kürzere Distanz ins Ziel retten.

„Wir sind zufrieden“, zog Organisationsleiter Kley ein erstes Fazit. Doch über 20 Prozent Schwund durch Nichtantritt oder Abbruch laßen sich mit einem Schluck Riesling nicht spurlos herunterspülen. Dass das Wetter verrückt spielte, erklärt einiges. Immerhin schüttete es ab Speyer südwärts am Morgen wie aus Kübeln, während man sich in der Rhein-Neckar-Region bei Sonnenschein noch freute, dass man vom prognostizierten schlechten Wetter verschont bleiben würde. Dies gelang sehr wohl, aber nur den allerschnellsten Halbmarathonis.

Nicht nur die Mandelbäume blüten an der Deutschen Weinstraße Die Ortschaft Grünstadt bei km 6 wird noch gemeinsam von Halbmarathon- und Marathonläufern passiert Und es geht doch auf eine Kuhhaut

1998 begann die Geschichte des Marathon Deutsche Weinstraße, kritisch beäugt von der Pfälzer Laufszene, denn der Termin des Erlebnislaufs tangierte zwangsläufig den altgedienter Laufveranstaltungen. Ein Boykottaufruf, viel Skepsis und Widerstand begleiteten die Premiere. Dass das große Geld in kenianische Hände wechselte und auch ein paar Kinderkrankheiten die Erstauflage begleiteten war Waßer in die Mühlen der Gegner. Kaum verändert wurde die gewählte Strecke mit Bockenheim als Startziel-Ort und Bad Dürkheim als entlegenstem Punkt über die Jahre beibehalten. Bei der zweiten Auflage wurden wieder knapp über 500 Sportler im Ziel erfasst. Mit Constanze Wagner (2:54 h) konnte einmalig ein deutscher Sieg über den Marathon gefeiert werden.

2002 nahm der Landkreis Bad Dürkheim als Veranstalter, mit Rolf Kley als „Projektmanager“ von Beginn an der Spitze, eine einschlagende Änderung vor. Ein Halbmarathon ermöglichte Läufern die Teilnahme, für die der hügelige Landschaftsmarathon einfach zu schwer war. Damit gelang der Durchbruch, denn fast auf 2000 schnellte dadurch die Teilnehmerzahl. Sogleich überflügelte der Halbmarathon den Marathon, der aber bei 685 Finishern am Zuwachs partizipierte. Längst hatte sich in der Szene herumgesprochen, dass an der nördlichen Weinstraße ein Erlebnismarathon für Genießer angeboten wurde und entsprechend stieg die Teilnehmerzahl.

Führungsquartett in der gemischten Teamwertung Marathon 5. M65 Friedrich Hinkel, dem man auf unzähligen Volksläufen begegnet AC/DC nicht ADAC. "Breaking the wall" schon bei km 7. Die Legende von der Marathonmauer ist geklärt, in Grünstadt hat sie ein Loch

Nach der Trennung in zwei Startfelder mit unterschiedlichen Startzeiten wurde nun wieder gemeinsam gestartet. Die dadurch mögliche Teilnehmerzahl von 3400 wurde nicht ausgeschöpft. Die einst hinter Kilometer 10 liegende Marathonweiche, verlangte nun schon bei Kilometer 8,7 eine sehr frühe Entscheidung strauchelnder Marathon-Anwärter zur halben Distanz. Weiter wird aber auch am Halben verbessert, sogar der berühmte Rieslingschwamm, bisher Marathonis vorbehalten, wurde nun zusätzlich auch in Kleinkarlbach angeboten und nicht wenige „Halbdistanzler“ saugten daraus die süffige Kraft für ihren Rückweg.

Waren die Karten über Halbmarathon schnell verteilt und die Trumpfkarten früh offengelegt, blieb der Ausgang des Marathons fast bis zur Ziellinie verdeckt. Der gemeinsame Weg bis zum neunten Kilometer ist als Hin- und Herstrecke konzipiert an den sich jeweils eine Schleife anschließt. Schon recht eindrucksvoll schlängelte sich das Läuferfeld durch die langgestreckte Gemeinde Bockenheim, um über aßelheim und Grünstadt Kleinkarlbach zu erreichen. Die Bäume am Wegrand blühten, eine willkommene Augenweide zu den noch winterlich kargen Rebhängen. Die Hoffnung mit der Sonne im Nacken zurück nach Bockenheim zu kommen schwand zusehends, färbte sich der Himmel doch in bedrohliche Grautöne.

Gut behütet geht es in die Weinberge Halbmarathon Sieger Matthias Hecktor bereits mit großem Vorsprung auf dem Rückweg HM Siegerin Susanne Brema läuft auf den 9ten Gesamtplatz

Noch konnte in Grünstadt richtig geklatscht werden, denn kein Schirm hinderte die Schaulustigen daran. Selbst dann noch nicht, als die schnelleren Halbmarathonläufer bereits auf dem Rückweg wieder durch die Fußgängerzone kamen. Es wäre wohl kaum jemand zu finden gewesen, der einer Wette auf den Sieg von Matthias Hecktor etwas entgegen gesetzt hätte. Gewaltig war sein Vorsprung angewachsen und dabei fühlte er sich keineswegs gefordert. Ähnlich überlegen präsentierte sich Susanne Brema, die ebenfalls mit einem ausreichenden Zeitpolster auf die letzten Kilometer zurück nach Bockenheim ging.

Noch kamen ihnen hier viele Volkssportler entgegen, doch erst einmal aufgeschreckt, bildeten diese eine Schneise für die Spitze. Nach 1:11:01 h querte Matthias Hecktor vom TUS Heltersberg die Ziellinie des auf 240 Höhenmeter entschärften Halbmarathons und konnte neben der Siegprämie auch die für den bestplatzierten Pfälzer abholen. Danach war Jochen Heringhaus gefragt, der als Zielmoderator über fünf Minuten überbrücken musste bis mit Rafael Bender (LC Bad Dürkheim) nach 1:16:15 Platz zwei gesamt und Pfalzwertung sowie der schnellster des Landkreises ermittelt war. Dritter wurde Frank Ritter (TuS Niederkirchen), in 1:17:24 auch schnellster M40er. Mit Hans-Willi Freiberger folgte bereits der Nächste der Klaße M40. Dieser hatte mit 1:19:40 knapp die Oberhand über seinen Vereinskollegen Alf Matuschak (1:19:55), der für die LLG Wonnegau den Sieg in der AK45 einfuhr.

HM 2. Rafael Bender 3. Frank Ritter 2. Josefa Matheis macht Tempo für Ehemann Ralf im Sog ihrer Pacemaker

Fünf Teilnehmer unter 1:20 h und keine Gefahr für den Streckenrekord von 1:08:48 des Ukrainers Vasiliy Remshchuk aus 2006. Im gleichen Jahr stellte dessen Landsfrau Julia Ruban den Rekord von 1:20:44 h auf, der für Susanne Brema erreichbar schien. Schon auf dem neunten Gesamtrang bejubelten die Zuschauer die W35-Läuferin, die noch bis zum Sommer für die LSG Karlsruhe starten wird. Nach Verlegung ihres Wohnortes in die Rhein-Neckar-Region wird die aus Berlin stammende promovierte Tierärztin auch die sportliche Wahlheimat in der Fächerstadt aufgeben. Mit 1:21:18 h siegte sie an der Weinstraße. Nach Platz zwei beim Kandel Marathon war dies nun mehr als ein Grundstein für den Gewinn des Rhein-Neckar Marathon-Cups, doch gut durchkommen muss sie im Mai schon, beim Marathon in Mannheim.

Weiter stark aufsteigend, die Formkurve von Josefa Matheis nach der Geburt des zweiten Kindes. In 1:24:23 sicherte sie sich den zweiten Platz und siegte für die TSG Eisenberg in der AK40. Auch für die Dritte gab es das Weinpräsent für AK-Siege. Nach 1:27:01 h war Nadine Bucci vom Caps-Team TV Schriesheim im Ziel vor Marion Hebding (TV Rheinau) in 1:28:54, einer weiteren Läuferin der AK40. Nadine Bucci war die einzige Läuferin der meisterschaftsüblichen Hauptklaße, die unter 1:40 h blieb. Herausragend bei den Altersklaßen war Trudi Marti, Jg. 1943, aus dem Schweizer Mellingen, in 1:46:51 h Siegerin der W65. Stark auch das Comeback nach einer Achillessehnen-Operation der Schweizer Läuferin Jacqueline Keller, die im ersten Rennen nach monatelanger Pause in 1:41:33 h Fünfte der W45 wurde. Unzähligen Siegen, u.a. beim Schwarzwald Marathon, könnten also noch weitere folgen.

HM 3. Nadine Bucci auf dem Weg zurück nach Bockenheim bei km 15 Beim 6. Marathon Deutsche Weinstraße konnten auf vielfachen Wunsch auch die Halbmarathonläufer die begeehrten weingetränkten Rieslingschwämme aussaugen HM 1. M45 Ralf Matuschak

Ok-Chef Kley feilt ständig am Ablauf, kann sich dabei voll auf sein eingespieltes Team mit den ausrichtenden Vereinen TSV Bockenheim und TSG Grünstadt sowie den regionalen Hilfs- und Rettungs- und Ordnungsdiensten verlaßen. Den Rücken frei braucht er am Veranstaltungstag, denn die honorigen Vertreter aus Wirtschaft und Politik, die der Einladung von Landrätin Sabine Röhl gern nach Bockenheim folgen, wollen auch ein bisschen betreut sein. Das Fernsehen will ein Interview, die Medienvertreter Sondererlaubnisse, alle haben immer Hunger und die Startpistole, das ist ein Thema für sich, hat aber da zu sein und, und, und ...

Dabei darf nie außer Acht geraten, dass der Marathon Deutsche Weinstraße eine touristische Werbetrommel für die Mittelgebirgsregion der Haardt und die ganze Pfalz darstellt. Genau deshalb ist der Marathon aber besonders willkommen. Geradezu herzlich werden die Läuferinnen und Läufer begrüßt. Das Marathonfieber brennt auch in der breiten Bevölkerung. Nicht aufgezwungen und unbeliebt wie oft andernorts anzutreffen. Auch hier könnte der Schlüssel des Erfolgs der zweijährige Rhythmus sein, der ein Durchstarten in alter Frische auf allen Ebenen erlaubt.

Das Marathon Führungstrio bei Herxheim am Berg mit dem 2. Jaroslaw Janicki (1), dem 3. Marco Diehl und dem immer klug im Windschatten laufenden Sieger Tomasz Chawawko Marathonsiegerin Joanna Chmiel 3. Christine Blank 2. Eve Rauschenberg, beste Pfälzerin und Beste des Landkreises

Allein Strecke und Rettungswege frei zu halten ist ein Kraftakt. Auf dem nördlichen Abschnitt der 80 km langen Deutschen Weinstraße ist am Marathontag eine Menge geboten und jeder Fan ist in den vielen Ortschaften entlang der Strecke gern gesehen. Wer allerdings nur einen Ausflug in den Pfälzerwald geplant hatte, dem kann man nur dringend zur Umfahrung des „Sportplatzes“ raten. Dabei ist der Pfälzer Sperrungen aufgrund der vielen Feste gewohnt, diese zu überlisten aber auch. Behinderungen durch den Verkehr, von denen bei der Premiere noch die Rede war, gibt es aber nicht mehr. Behinderungen des Verkehrs durch die Läufer sehr wohl.

Der Marathon ist der Gipfel des Spektakels und er ist nicht nur doppelt so lang, er ist auch schwerer. Der Grund für die vorverlegte Trennung ist, den Genuss deftiger Anstiege beim Halbmarathon zu umgehen. Alles mit dem Zusatz a.B. ist nicht nur verdächtig, am Berg ist hier in der Regel schon weit oben, könnte mitunter auf dem Berg heißen und ist wohl nie unten am Berg. Bobenheim und Weisenheim heißen die ersten Scharfrichter. Über Leistadt hinunter nach Bad Dürkheim kann man es rollen laßen.

Marathon 4. Jürgen Wieser 6. Christoph Fuhrbach 5. Thomas Dehaut kann sich auch über das Preisgeld für den besten pfälzischen Läufer freuen 4. Frau und 1. W40 wird die ehemalige Geherin Anita Liepina aus Lettland 5. Frau Sabine Rankel verliert nie den Appetit

150 Höhenmeter gehen verloren. Gewonnen werden herrliche Aussichten über die Oberrheinische Tiefebene mit seinen Industrieschloten und Kühlwaßertürmen inmitten großflächiger Gemüseanbaufelder. Bis hinüber in den Odenwald ist meist freie Sicht und in der Sonne spiegeln sich Waßerläufe, Seen und die riesigflächigen Abdeckplanen der Agrarwirtschaft. In Bad Dürkheim kommt wieder Kultur zur Natur, viel Zuschauerzuspruch, der Kurpark, das Große Fass, Fußgängerzone und schon ist man wieder in den Wiesen und Feldern und befindet sich über Ungstein auf dem Rückweg.

In Kallstadt kann ein Häppchen Saumagen nicht schaden. Das warme Fleischgericht rasch mit einem Stück Banane verschluckt. Einheimische räumten ein, diese abenteuerliche Kombination selbst noch nicht gewagt zu haben. „Ooh, der Woi is guud“, hält sich ein Sportler mehr an den gleichnamigen Rebensaft. Saumagen verträgt wohl jeder Magen. Doch neben den Spezialitäten ist im reichhaltigen Versorgungsangebot auch alles, was auf der Sekundenhatz international üblich ist.

17. Ulrich Amborn hinter dem 13. Petru Muntenasu am Weinlehrpfad Herxheim am Berg Fernblick bei km 29 in Herxheim am Berg Der 8. Jürgen Binder erhält keine Kartoffelchips von Moderatorin Gabi Leidner

Nach Kallstadt, in dem sich Winzerhof an Winzerhof reiht und der Marathon als Übung für das bevorstehende Fest der 100 Weine gerade recht kommt, gilt es wieder ein a.B. zu stürmen. Nun könnte das auch außer Betrieb heißen, denn hinauf nach Herxheim am Berg ist für viele fertig mit lustig. Kilometer 29 will erobert werden, denn die Gemäuer der alten Weingüter thronen schon von weither sichtbar doch wieder arg weit oben. Hundert Höhenmeter, dazu kalte Finger und verhärtete Muskeln. Beste Gelegenheit für Vorentscheidungen. Erwartungsfroh stehen oben sportbegeisterte Fachleute und nörgeln. „Sind die später gestartet“, harmlos gefragt, aber voller Kritik.

Motorradpolizei, Bewegung bei der Freiwilligen Feuerwehr, Winzerjunior Thilo Holstein auf dem Krad, rücklings ein Kameramann. Alles im Funk, alles im Lot, die Spitze kommt und tatsächlich im Tal rührt sich was. LaufReporterin Gabi Leidner hat hier ihren Moderatorenstand mit DJ und verteilt an Coachpotatoes Kartoffelchips. Im Anmarsch wird das Führungstrio von der schwarzen Wand eingeholt. Es gießt nun in Strömen und der Regen macht Anstalten zur weißen Pracht zu kippen. Aus dem Quartett war nach 23 Kilometern und 1:24:20 Durchgangszeit Jürgen Wieser herausgefallen, dem immer ein Sieg zuzutrauen ist. Vor allem, da er den Weinstraßen Marathon mag und ihm das Profilierte liegt, wie alleine seine vielen Siege beim Albmarathon belegen.

Bei km 29 ist man fast übern Berg 1. M50 und bester Läufer aus dem Landkreis Bad Dürkheim Michael Schulz Herbert Rollwa (61), Stefan Lanzer (55) und Martin Pulfer treibt es noch recht locker voran

Das Trio passierte die Coachpotatoes Knabberecke und wenn auch noch zusammen, fiel nun eine Vorentscheidung. Auch Marco Diehl musste abreißen laßen, der ein überraschend gutes Rennen absolvierte, war ihm doch drei Wochen zuvor wegen eines sich anbahnenden Ermüdungsbruchs im Mittelfuß absolutes Laufverbot erteilt worden. Daran hatte sich der außergewöhnliche Vielstarter auch gehalten, doch als die Schwellung und der Schmerz verschwunden war, traute er seinem Gefühl, wieder belasten zu können. Die Ursache sah er im falschen Schuhmaterial, zu „light“ ist eben auch nicht immer das Gelbe vom Ei.

Das Duo an der Spitze setzte sich zusammen aus dem Sieger des 5. MDW Jaroslaw Janicki und seinem polnischen Landsmann Tomasz Chawawko. Beide ließen nicht locker und boten den Zuschauern das Spektakel eines Schlusspurts. Schließlich gelang es dem 31-jährigen Chawawko in 2:31:38 h seinen 41-jährigen Kontrahenten um sechs Sekunden zu distanzieren. Beide Berufsläufer sind durch eine Reihe von Marathonsiegen als auch beim Ultramarathon bekannt. Sie starten seit vielen Jahren relativ häufig, aber in einem durchaus mit dem auch von Marco Diehl geleisteten Pensum, der bekanntlich neben seiner stressigen Aufgabe in der Finanzwirtschaft im letzten Jahr innerhalb weniger Wochen drei Marathons unter 2:30 h  lief und eine Reihe weiterer Marathons knapp darüber absolvierte.

Immer gut gelaunt, die 2. W30 Katja Friedländer Dieter König führt am Berg Die 6. Angelika Alt, gemeinsam mit Vereinskollege Martin Langlotz auf der Überholspur, der schon andere Wetter beim Triathlon Inferno in Mürren überlebte

Tomasz Chawawko hat in diesem Jahr bereits den Midwinter Marathon in Apeldoorn in 2:27:33 vor Jaroslaw Janicki (2:28:20) gewonnen und den Steinfurt Marathon in 2:39:57. Janicki konnte dem Schlussantritt nicht folgen, weil ihm doch noch etwas sein Sieg vor einer Woche beim 100 km Lauf in Madrid (6:53 h) in den Knochen steckte. Marco Diehl freute sich in 2:33:30 im Bereich seiner Möglichkeiten gelaufen zu sein, kann man doch in der Spitze einen Abzug von rund drei Minuten zu schnellen Strecken machen. Nun sieht der Butzbacher im Trikot des TSV Friedberg-Fauerbach zuversichtlich dem Weiltalweg-Marathon und den Deutschen Meisterschaften beim Mainzer Gutenberg-Marathon entgegen.

Jürgen Wieser erreichte nach 2:39:15 h immer noch auf Rang vier die Ziellinie. Hinter ihm gab es einen Wechsel an einem weiteren Anstieg bei aßelheim. Thomas Dehaut passierte gerade hier (km 39) den bis dahin bestplatzierten Pfälzer und Berglaufspezialisten Christoph Fuhrbach. Dehaut holte für den LLG Landstuhl auch den Sieg in der M45 in 2:41:37. Pfarrer Christoph Fuhrbach, für www.misereor.de am Start wurde in 2:42:56 Sechster und war aus allen Geldrängen raus. Dass er am Berg die Position verlor, ärgerte ihn am meisten. Die Prämie für den Landkreisbesten holte sich Michael Schulz, der auf Platz 15 in 2:54:39 zugleich den Sieg in der M50 schaffte. Starke Altersklaßenleistungen lohnen einen Blick auf die Ergebnisse. Greg Halen aus den USA lief 3:27:42 als bester M65er und Gottfried Schäfers (LSF Münster) ließ sich von der schweren Strecke auch als M70er nicht abschrecken und war nach 3:48:16 im Ziel.

Zuschauernester fanden sich trotz wiedrigen Wetterverhältnissen an überraschend vielen Stellen Ortsdurchquerung in Kallstadt bei km 27 Eine der zahlreichen gut bestückten Versorgungsstellen

Als Joanna Chmiel vom polnischen Klub Biegacza Arturówek in Herxheim am Berg ankam, sah es noch lange nicht nach einem Sieg aus. Die 39-jährige Mutter eines 14 Jahre alte Jungen, die von ihrem Ehemann trainiert und diesmal nur auf dem Fahrrad vom ihm begleitet wurde, da ihn eine Erkältung am Mitlaufen hinderte, schien zu wanken. Die sicher anvisierte Streckenrekordverbesserung - ihre Landsfrau Janina Malska (2:49:28 h) hatte diesen im Jahr 2002 aufgestellt - war tatsächlich dahin.

Nach 2:52:37 war aber der Sieg sicher unter Dach und Fach, zumal auch die lange folgende Christine Blank Federn laßen musste. Chmiel kann auf eine Bestzeit von 2:35:07 verweisen, so schnell war sie 1999 bei ihrem Sieg in Las Vegas gelaufen. Vom Profil des Weinstraßenmarathons war sie überrascht, hatte sie mit einer so schweren Strecke gar nicht gerechnet. Den Ausflug mit der ganzen Familie hatte sie sich leichter vorgestellt. Seit 1995 läuft die Siegerin, wurde schon 1996 Polnische Meisterin im Marathon und gewann 2003 den Bonn Marathon. Vielleicht startet sie Ende Mai bei einem kleineren Marathon in Holland, wenn sie sich schnell erholen sollte.

So ein rosaroter Panther hat keine Probleme mit Saumagen & wird so schnell nicht umgefahren Sauer macht lustig - vielleicht doch besser den Wein nehmen? Oder der Extrakick aus dem speziellen Mix - man nehme zwei Teile vom Wein

Nach 30 Kilometern setzte sich Eve Rauschenberg an Platz 2. Es lief gut, nie hatte sie einen Einbruch und nach 2:57:09 h war mit Platz zwei und dem ersten Platz in der Pfalzwertung Zahltag für die Siegerin der W30 vom TV Mußbach. Sie freute sich über eine persönliche Marathonbestzeit. Gerechnet hatte sie mit einer Zeit um 3:05 h. Sie ist nun im Hinblick auf den Rhein-Neckar Marathon-Cup die stärkste Konkurrentin für die Halbmarathonsiegerin Susanne Brema und hat durchaus noch Chancen auf den Sieg, sollte Brema die ungewohnt schnelle Rennfolge mit dem Kandel Marathon doch straucheln laßen.

Christine Blank aus Kriftel kam in 3:01:00 auf Platz drei und wäre doch so gern unter drei Stunden geblieben. Als sie merkte, dass sich der Abstand auf Chmiel verkürzte, hatte sie wohl etwas überzogen am langen Abwärtsstück nach Bad Dürkheim. Von auftretenden Krämpfen in den Beinen erholte sie sich nicht mehr. Schließlich kam Eve Rauschenberg an ihr vorbei, die sie beim Donnersberglauf noch hinter sich gelaßen hatte. Der dritte Platz ist natürlich toll, gerade da sie als vollzeitbeschäftigte Fernsehreporterin der Landesschau Rheinland-Pfalz und mit der Kinderversorgung gar nicht viel Trainingsaufwand betreiben kann. Ein Marathon im Jahr ist deshalb auch genug, umso größer die Enttäuschung, wenn sich dabei nicht alle Wünsche erfüllen.

Ebenfalls im Angebot: Kallstadter Saumagen - in flüssiger und fester Form Frischer Saumagen-Nachschub auf silbernem Tablett: "Der iss noch warm." Da steht selbst der Kradpolizist kurz vor dem Ausstieg zugunsten einer Brotzeit Prost ihr Leit´, und weiter geht´s gut gestärkt zum Schluss-Akkord

Bis zur Vergabe des vierten Platzes vergingen einige Minuten. Anita Liepina aus Lettland war es, die nach 3:10:59 den Sieg in der W40 holte und Sabine Rankel auf dem letzten Kilometer auf Platz fünf verwies.

Auch die Lettin äußerte sich überrascht von der schweren Strecke. Ihr Landsmann Andris Dudels erzählte ihr von dem tollen Lauf den er 2006 in Deutschland mitgemacht hatte, als die Lettin Svetlana Ivanova gewann. Nun begleitete er Anita und es könnte sein, dass er sich für 2010 eine andere Begleitung suchen muss. Dudels lief 2006 auf Platz 9 und in diesem Jahr wurde er 14. in 2:54:20. Anita Liepinas trug ein Nationaltrikot und tatsächlich hat sie ihr Land schon drei Mal bei Olympischen Spiele vertreten beim Gehen über 10 km und 20 km. Auf ihrem Trainingsanzug stand Athen 2004, aber auch in Atlanta und Sydney war sie dabei. Ihre Marathonbestzeit von 2:53 h hatte sie vor dem Gehen aufgestellt. Seit 2005 läuft sie wieder. „Aber nur noch als Amateurin“, betont sie, die 2005 lettische Marathonmeisterin wurde.

Das letzte Preisgeld bekam Sabine Rankel, aber zur besten Pfälzerin und Bestplatzierte des Landkreises Bad Dürkheim reichte es dieses Mal nicht. Eve Rauschenberg startet für den TV Mußbach, wohnt aber in Haßloch und war damit auch in der Landkreiswertung zu berücksichtigen. Traurig war Sabine Rankel aber vor allem über ihr Ergebnis, hatte sie sich doch so viel vorgenommen. Unter 3 h sollte es schon werden. Sie lief anfangs konstant 4:15er Schnitt, dann bei km 33 war plötzlich Schluss. Die vor ihr liegenden deutschen Frauen hatte die Berglaufspezialistin am Donnersberg klar distanziert, aber Marathon hat eigene Gesetze, vor allem wenn das Wetter noch Kapriolen schlägt.

Das bunt geschmückte Festzelt ist bereits berstend voll. Hier wird geschmaust, geplaudert, dem Begleitprogramm gelauscht und den verdienten Siegern applaudiert Ex-2:42 h Marathonläufer Jochen Heringhaus alias "VanMan", im 21. Moderatorenjahr, schickte die Läufer um 10.00 Uhr los und empfing diese bis 15.30 Uhr im Ziel Ehrung der Winzerstaffel mit Landrätin Sabine Röhl und OK-Chef Rolf Kley

Auf den nächsten Plätzen folgte Angelika Alt (TSG Maxdorf), die fleißig Frauen einsammelte und in 3:15:55, 3. W40 und sechste Frau wurde. Bei Kilometer 38 hatte sie Constanze Wagner (1. W45 - LaufReport.de - 3:17:24) eingeholt und bei Kilometer 40 Annette Neinhüs-Janssen (3:17:46, TSV Weeze), die obendrein auch noch die LaufReporterin vorbeiziehen sah und Achte wurde. In den höheren Altersklaßen ragt Renate Cöllen heraus, die den Sieg in der W60 in 4:08:51 für den LC Bad Dürkheim holte. Angelika Alt lief beim Marathon Deutsche Weinstraße 2004 (3:50er Zeit) ihren allerersten Marathon. 2006 wurde sie in Bockenheim Vierte in 3:22:05 h und dieses Jahr verbesserte sie ihre Weinstraßenzeit auf 3:15:55, hat aber eine Marathonbestzeit von 3:09 in ihrer Palmares. Auch bei den 100 km von Biel, wo sie bereits 9:30 h lief, will sie dieses Jahr wieder starten.

Das Halbmarathon Siegerpaar Matthias Hecktor und Susanne Brema war eine Klaße für sich und wurde entspechend gefeiert Landrätin Sabine Röhl, ist immer gern beim Marathon und kennt sich aus, wenn auch nur der Bruder läuft. "Ich habe Sie ohne das blaue Trikot des LC Bad Dürkheim gar nicht gleich erkannt", begrüßt sie Sabine Rankel, die Läuferin aus ihrem Landkreis Bad Dürkheim Marathonsiegerin Joanna Chmiel aus Polen blieb mit Ehemann und dem Sohn noch eine Nacht an der Weinstraße OK-Chef Rolf Kley freut sich mit dem Marathonsieger Tomasz Chawawko schon auf den goldenen 7. MDW bei bestem Wetter und über 1000 im Marathonziel

Dort trifft sie auch wieder auf Constanze Wagner, die wie viele andere Teilnehmer aufgrund der Kälte muskuläre Probleme bekam. Kurzweilig war er aber trotzdem, der Weinstraßen Marathon und Leichen wurden weder am Weinstand noch auf der Strecke gesichtet. Da verweise ich an den bluttriefenden Roman. Absolut begeistert war eine 42-köpfige Winzerstaffel, die sich Marathon viel schwerer vorgestellt hatten und das, obwohl der Rebknorz gar nicht einem federleichten Kunststoffstab standhalten konnte.

Nach einer Dusche waren dann auch alle wieder gut durchblutet und bei bester Stimmung fand der Marathon ein planmäßiges Ende mit der großen Siegerehrung im Festzelt, etwas Rahmenprogramm, etwas Essbarem und etwas Wein. Trotz schlechtem Wetter rund 15.000 Zuschauer an der Strecke, auch damit war man zufrieden, wenn auch die Mühe für das Programm an der Strecke viel mehr verdient gehabt hätte.

Aber der nächste Marathon Deutsche Weinstraße ist später im Jahr und den 18. April 2010 sollten sich all jene vormerken, denen nun nach Saumagen mit Marathon ist oder die einen Marathon mit paradiesischen Verhältnissen und schönen Aussichten erleben wollen. Zum Wohl. Die Pfalz.

Bericht und Fotos von Walter Wagner

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