14.04.2002 - 3. Marathon Deutsche Weinstraße

Bockenheim - Bad Dürkheim - Bockenheim ein Erlebnislauf der Güteklaße Ia

Teilnehmerrekorde melden wir beinahe wöchentlich von Laufveranstaltungen, aber ein Zuwachs von mehreren 100% ist äußerst ungewöhnlich. Die Wetterprognose war arg bescheiden und die verregnete Nacht vor dem Rennen lies Schlimmes erwarten. Jedenfalls fiel die übliche Flutwelle Kurzentschlossener aus. Zum Glück, denn es ging schon so nahe ans Limit von 2000 Startern. Im dritten Anlauf ist endlich die Saat der beiden vorausgegangenen Marathonläufe an der Weinstraße aufgegangen. Es hat sich herumgesprochen, dass es sich lohnt, diesen nicht leichten Landschaftslauf mitzumachen. Stimmung und Kommentare nach dem Lauf laßen vermuten, dass beim 4. Marathon Deutsche Weinstraße am 04.04.2004 die Startplätze weggehen werden wie warme Semmel.

1.Team SC Haßenroth - Zulauf, Niesner, Hitzemann LaufReporterin C. Wagner 3.W35 und 1.M70 der M75er Werner Sonntag 1. Landkreis Bad Dürkheim: Sabine Rankel 5. Cornelia Karau

Die Organisation ist konsequent. Keiner der in Bockenheim an der Startlinie steht hat Antrittsgeld bekommen. Beim ersten Mal waren es die Kenianer, jetzt die Polen, die es kaum glauben konnten, dass sie obendrein Startgeld zahlen sollten. Letztendlich haben sie es aber doch getan. Der Weinstraßenmarathon ist Zahltag für viele Läuferinnen und Läufer der Region. 10.000 Euro liegen für die Platzierten, die Besten der Pfalz und des Landkreises bereit. OK-Chef Kley hat nichts dagegen wenn das Preisgeld das Land verlässt, aber die Bedingungen sollen für alle gleich sein. Für die Berufsläufer aus dem Raum Krakau ein großes Risiko. Doch dieses Mal ging es gut aus. Nach 1500 km im Auto und wenig Schlaf siegten Jacek Kasprzyk und Janina Malska und machten sich alsbald auf die Heimreise via Berlin.

Aber zurück zum Start. Bei nur 6 Grad und kühlem Wind setzten sich die Läufer pünktlich in Bewegung. Viele in Plastikjacken mit langen Hosen, seltener auch barbäuchig. Ideal war wohl irgendwo dazwischen. Es regnete nie, aber gerade auf der ersten Hälfte ging stellenweise ein kühler, mitunter kräftiger Wind. Das sich nur wenige Hoffnung auf Geldpreise machen konnten war bei den Männern schnell klar. Vorneweg gemeinsam die stärksten Marathon- und Halbmarathonläufer. Schon nach wenigen Kilometern klaffte eine große Lücke zu den vereinzelten Verfolgern. Bei den Frauen setzte sich Cornelia Karau resolut an die Spitze, gefolgt von der späteren Siegerin. Die weiteren Platzierungen wurden klarer, als bei der HM-Wende nach 10,3 Kilometern nicht nur gelbe, sondern auch weiße Nummern umkehrten. Die Folgenden, alles alte Bekannte, die in der noch jungen Saison schon oft mit wechselndem Ausgang gegeneinander angetreten sind: Josefa Matheis, Sabine Rankel, Isabella Bernhard, Julia Alter und Constanze Wagner.

3. Isabella Bernhard im Roten Express 1. Pfalz Thomas Dehaut und 7. Jan Wäsch 1.Team LC Schifferstadt - die Jungs Willi, Philippe und Patrick 2. Josefa Matheis im Ziel

Bei den Männern hatte sich bei Halbzeit überraschend Christian Bauer von Jacek Kasprzyk absetzen können. Ihnen folgten Carsten Breitenbach und Christian Räther. Nicht weit dahinter eine Dreiergruppe mit Jan Wäsch. So ging es in Bad Dürkheim durch den Kurpark. An der Saline tankte der Pole frische Luft und am Verpflegungsstand bei Kilometer 23 schloss er zu Bauer auf. Gemeinsam liefen sie zurück nach Bockenheim. 500 m vor dem Ziel machte Kasprzyk mit einem entschiedenen Antritt dann alles klar und siegte in 2:33:02 h. Christian Bauer freute sich dennoch über seine Zeit von 2:33:15 h: „Im Vergleich zu Frankfurt und Karlsruhe war ich heute nur 2-3 Minuten langsamer auf der viel schwereren Strecke.“ Vor 2 Jahren noch vier Minuten schneller und auf dem zweiten Platz, reichte es für Carsten Breitenbach in 2:35:55 h diesmal für den Dritten.

Bei Kilometer 30 hatte Janina Malska präzise 2 Std. Laufzeit und vier Minuten Vorsprung. Die 32 Jahre alte Profiläuferin hat im März den Steinfurt Marathon mit Streckenrekord gewonnen und nichts konnte sie daran hindern, dies an der Weinstraße zu wiederholen. Mit 2:49:28 blieb sie über 2 Minuten unter dem alten Rekord und nur neun Männer hatten vor ihr die Ziellinie überquert. Ihre Bestzeit von 2:40:19 ist schon 8 Jahre alt. Malska ist eine Vielstarterin und liebt schwere Strecken. Sie war Anfang des Jahres beim Ekiden-Marathon in Beijing und reist in wenigen Tagen in die USA, wo sie unter anderem beim Brooklyn Marathon starten wird. In Bestform präsentierte sich erneut Josefa Matheis. Ihren Erfolg vom Osterlauf in Rheinzabern verhinderte die Polin, aber mit 2:55:19 war die Eisenbergerin ungefährdete Zweite. Isabella Bernhard belegte vor Julia Alter den dritten Rang. Letztere schaffte es kurz vor dem Ziel noch Cornelia Karau zu passieren. Während Julia Alter locker über die Runde kam, plagte sich Karau nach ihrem forschen Start gerade noch unter 3 h ins Ziel: „Berge liegen mir nicht, ich laufe lieber flach.“ Seit vier Jahren arbeitet sie als Ärztin in Norwegen und war jetzt nur in den Osterferien hier.

4. Julia Alter Siegerin Janina Malska Jacek Kasprzyk holt Christian Bauer ein Haus der Erlösung vor dem Haus des Weines

Der Weinstraßenmarathon ist eine Werbeveranstaltung der Region und wird getragen von den Winzern, der Politik, den Vereinen und der Bevölkerung. Während andere Veranstalter mit kaum erfüllbaren Auflagen kämpfen, hat hier alle 2 Jahre für ein paar Stunden Laufen Vorrang. Es geht auch mal auf Wirtschaftswegen durch die Weinberge, aber man gewinnt den Eindruck, dass ohne Einschränkung alles ermöglicht wird, was für die Atmosphäre dieses Landschaftslaufs Vorteile bringt. Dazu zählt auch der Zieleinlauf mit Dauerinformierer Vanman, der zuverlässige und schnelle Ergebnisdienst, das Rahmenprogramm für die Angehörigen und eine vorbildliche Siegerehrung. AK-Platzierte erhalten ihren Preis in aller Stille. Das spart 100 Beifallsbekundungen. Gefeiert werden die Gesamtsieger und die Besten aus der Pfalz und aus dem Kreis. Und man traut kaum seinen Augen, auch die Mannschaftssieger stehen gleich mit auf der Bühne. Bei den Frauen war dies der SC Haßenroth. Die Odenwälderinnen krönten damit ihren Tagesausflug, bei dem sie, wie daheim im Training, die ganze Strecke nebeneinander her liefen. Und bei den Männern? Da siegten die Jungs vom LC Schifferstadt. Also die drei Brüder der Familie Jung. Die, obwohl sie alle unter drei Sunden blieben, jeder für sich unterwegs waren.

Es wären noch viele Geschichten zu erzählen: Herbert Cuntz mit gebrochenem Zeh zum Zuschauen verdammt, feiert den AK Sieg seiner ihn bestens vertretenden Gemahlin. Überhaupt die Leistungen der älteren Generationen, die nicht mehr ganz vorne mitmischen können, aber 42 Kilometer so locker abspulen, dass es die Zuschauer in ungläubiges Staunen versetzt. Werner Sonntag, M75, ein Kenner der Szene war begeistert vom Lauf. Viele schätzen seine journalistischen Beiträge in Runners World, kennen seinen Klassiker „Irgendwann mußt Du nach Biel“. In Bockenheim war er ältester Teilnehmer, eine Rolle an die er sich gewöhnt hat und die er mit Bravour spielt. In 5:08 h meisterte er die giftigen Anstiege. Gern hätte ich Andrea Schwarzmüller vorgestellt. Aber erst zu Hause erkannte ich, dass die Letzte in der Ergebnisliste die einzige und damit Erste der WHK war - einmalig?

Bericht und Fotos von Walter Wagner

1. Halbmarathon beim 3. Marathon Deutsche Weinstraße

Keine halbe Sache: ein voller Erfolg die Premiere des Halbmarathons

Von Null auf 1004 – das ist kein schlechter Start: Der 3. Marathon Deutsche Weinstraße hatte dieses Jahr – auf Wunsch aus Läuferkreisen – einen Halbmarathon mit ins Programm genommen und damit gleich ein unerwartetes Meldeergebnis erreicht. 1000 Startnummern waren für die 21,1 Kilometer bestellt, aber die reichten nicht. Denn als am Morgen noch 200 Nachmelder kamen, gab es für die letzten Vier eben eine weiße Marathon-Nummer als Ersatz.

Interessante Statistik: Etwa ein Viertel der Halbmarathonis sind Frauen – ein hohe Quote. Bei diesem Lauf dominiert weniger der Bestzeiten-Gedanke, sondern mehr der Erlebnischarakter. Vielleicht ist das für Läuferinnen besonders attraktiv. Denn eine Herausforderung ist die Strecke auf jeden Fall.

3. HM Hoeltz plaudert mit Wagner und Matheis bis zur Wende Marathon- und HM-Spitze noch vereint. Fuhrbach, Bauer, Wäsch, Musial, Reinke Hier konnte noch umgebucht werden Ursula Klinnert-Weber

Nur 60 Prozent der Meldungen kommen aus dem Postleitzahlenbereich 6 und 7. Das heißt, dass doch relativ viele Starter eine weite Anreise hatten und diesen "Erlebnislauf" mit einem Urlaub verbanden. So auch ein Ehepaar aus dem Ruhrgebiet, das die Pfalz bisher als Urlaubsparadies zum Klettern kannte. Nun kamen sie zum Urlaub nach Bad Dürkheim und liefen hier ihrem ersten Halbmarathon. Während der Ehemann enthusiastisch mit dem Gedanken spielt: "Nächstes Mal bin ich beim Marathon dabei!", ergänzt die Ehefrau: "Nee, nee, ich nicht!".

Viola Kirschke-Deck kann sich ebenfalls nicht vorstellen, hier 42,195 km zu laufen. "Ich bin mehr für’s Flache." Ihr hat die halbe Distanz völlig gereicht. Gereicht, auch zum Sieg in guten 1:24:36 h, mit denen sie nach nur 16 Männern ins Ziel kam. "Ich wollte auch mal etwas Geld verdienen", meint die 34-jährige Läuferin aus Maikammer, die von 800 m bis Marathon Erfolge feiert. Jetzt endlich wurde ihr vielseitiges Laufengagement mit einem Preisgeld von 500 Euro für den Sieg und 150 Euro als beste Pfälzerin belohnt: "Mein bisher höchstes Preisgeld." Nach dem Kandel-Marathon (Dritte in 3:03) "passte hier der Halbmarathon hervorragend." Sie ging zunächst mit den schnellsten Marathonläuferinnen in Führung, "aber dann dachte ich mir, so schnell brauchst du gar nicht laufen." Kleine Schwäche bei Kilometer 11: "Nach dem Berg kam der Gegenwind: Ich kam nicht vom Fleck." Die Zweitplatzierte, Heidi Schneider aus Railingen bei Trier, rückte auf, aber Viola gab ihre Führungsposition nicht mehr ab.

1. M45 Dr. Frank Harmsen hinter 3. MHK Rafael Bender Siegerin Viola Kirschke-Deck im Gespräch mit einem der unzähligen Helfer Hella und Klaus Berk am Berg Genuss bis zum Schluss, HM macht Spaß

Auch Christoph Fuhrbach freute sich über seinen "bisher größten Erfolg". Er war 1990 Deutscher Vize-Juniorenmeister im Berglauf, hatte aber zwischendurch genug vom leistungsorientierten Laufen. 1998/99 umrundete er die Erde per Rad: 22.000 km im Sattel. "Highlight war Tibet, ein viel zu sehr unterdrücktes Land!" danach begann er wieder mit dem Laufsport, und will sich dieses Jahr für die Berglauf-WM qualifizieren. "Dazu muss ich unter die besten sechs in Deutschland kommen." Beim Halbmarathon zog er 19 Kilometer seinen Konkurrenten Martin Musial mit. "Normalerweise ist der Musial stärker." Daher erwartete Fuhrbach jederzeit den Antritt. Aber der Pole (ehemaliger polnischer 3000m-Meister), der seit zwei Jahren in Deutschland lebt, war bei seinem zweiten Halbmarathon doch "richtig müde". So brachte der Pastoralreferent Fuhrbach seinen Sieg in 1:11:28 Stunden nach Hause.

Wer von den Organisatoren vor einigen Monaten noch Zweifel hatte, ob die Entscheidung, zusätzlich einen Halbmarathon ins Programm zu nehmen, richtig war, der wurde am Wettkampftag vom Ergebnis überzeugt. Die Hemmschwelle, auf dem schwierigen Streckenprofil einen Wettkampf zu laufen, ist eben bei 21,1 km geringer. Uneingeschränkt genossen auch die Halbmarathonis das Flair dieses Erlebnistages: da gab es einen kleinen Bauernmarkt mit Kunsthandwerk und Äpfeln aus der Pfalz, die Kinder konnten sich auf der Hüpfburg, dem Karussell oder an der Kletterwand austoben. Erfreulicherweise ist der Ludwigshafener Sportmarkt "Decathlon" als Hauptsponsor aktiv geworden: Die Schuh- und Bekleidungsecke im Marathonzelt ist noch ausbaufähig. Hier wäre ein Hauch Marathonmesse mit einem größeren Angebot hochwertigen Zubehörs für Langstreckler eine lohnende Erweiterung.

Fragt zum Schluss der Papi seine Kinder, die sich kaum vom Luftballon-Clown losreißen können: "Sollen wir das nächste Mal wieder hierher kommen?" "Ja!" Der nächste Familienausflug in die Pfalz steht also fest: Der 04.04.04 ist der Termin des 4. Marathon Deutsche Weinstraße – wenn das kein Glücksdatum ist!

Bericht von Birgit Schillinger
Fotos von Gabi Leidner und Walter Wagner

Berichte von Birgit Schillinger und Walter Wagner
Fotos Walter Wagner & Gabi Leidner

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