Direkt zum LaufReport Beitrag über den Duo-Marathon von Marcus Imbsweiler HIER Achtung, das Folgende ist nicht frei von Werbung für den Marathon an der Deutschen Weinstraße und noch unter dem gegenwärtigen Eindruck vom vergangenen Wochenende geschrieben. Ganz stark beeinflusst von der Pfälzer Lebensart, dem freundlichen Menschenschlag und der oft spürbaren paradiesischen Harmonie. 1935 schlug die Geburtsstunde der ersten weintouristischen Route Deutschlands, die längst oft kopiert, doch noch immer einzigartig ist. 85 Kilometer lang erstreckt sich die Deutsche Weinstraße am Übergang der Oberrheinischen Tiefebene zum Pfälzerwald und verbindet unzählige idyllische Winzergemeinden wie auf einer Perlenschnur von der französischen Grenze im Süden bis nach Bockenheim, als nördliches Tor zur Weinstraße. Geschichtsträchtig, genussreich, herzlich, erlebens- und sehenswert. Bockenheim ist ein Straßendorf mit etwas über 2000 Einwohnern und Start- sowie Zielort beim Marathon Deutsche Weinstraße. Dass das sportliche Großereignis die Kapazitäten der beschaulichen Winzergemeinde in fast jeder Hinsicht sprengt, ist leicht vorstellbar. Mit der Entwicklung des 1998 erstmals ausgetragenen Marathons haben verbesserte Abläufe, kostenlose Transfers von weit außerhalb gelegenen Großparkplätzen und viele weitere kleinere und größere Erweiterungen und Verbesserungen erlaubt, immer mehr Teilnahmewillige zuzulassen. Mit gewachsener Routine, erlernten Fähigkeiten und der gewonnenen Erfahrung schafften es die vereinten Kräfte noch immer, die selbst gestellten Aufgaben zu meistern. Die Halbmarathonschleife ist in der Regel frühzeitig ausgebucht und wird durch jene, die fliegend vom Marathon auf die kürzere Distanz wechseln regelmäßig überbucht. Da schon nach etwas über 8 Kilometern die Weiche zur Entscheidung drängt, wäre eigentlich nur mit wenigen, meist krankheitsbedingten Teilabbrechenden' zu rechnen, doch lassen Erfahrungswerte ziemlich präzise schätzen, wie hoch der Anteil der bewusst falsch' gemeldeten Marathonteilnehmer ist, die in der Halbmarathon-Einlaufliste auftauchen werden, in die sie im Prinzip auch wollten.
Noch ein geschichtsbezogener Rückblick nach zehn Austragungen sei gestattet. Als der erste Startschuss zum Weinstraßenmarathon fiel, war die Marathonszene von den pfeilschnellen Innenstadtkursen gesättigt. Das kupierte Profil in der Pfalz bot eine willkommene zusätzliche Herausforderung. Ruhige, ländliche Streckenabschnitte im Wechsel mit den Publikumsspalieren und dem Getöse in den Ortschaften machen die Laufdistanz kurzweilig, aber schnell ist der Parcours nicht. Ganz so wie an der Spitze pressiert es im großen Hauptfeld aber sowieso nicht. Da bleibt so manche Sekunde für ein Schwätzchen, ein Foto oder ein Schlückchen Wein und einen Happen Gefüllter Saumagen' liegen. Und ganze Minuten verstreichen, wenn der nächste Anstieg im Gehschritt erklommen wird. Die Marketingstrategie des vom Landkreis Bad Dürkheim veranstalteten und den Vereinen TSV Bockenheim und TSG Grünstadt ausgerichteten Marathon könnte lauten, ehrlich und fair, ganz wie wir selbst. Den Griff nach den Trauben? - Ja, aber erreichbar müssen sie sein. Ein Fazit nach 10 Austragungen: die Veranstaltung erfährt nach wie vor die Unterstützung aus der Politik, von den Winzern, aus den Vereinen und von diversen Hilfs-, Non-Profit- und sonstigen Organisationen. Und vom Rückhalt aus der Bevölkerung kann man andernorts nur träumen. So stemmt das Örtchen Bockenheim klaglos alle Aufgaben und Einschränkungen, die der Einfall tausender Läufer und Zuschauer zweijährlich mit sich bringt. Die 21,1 km Runde führt durchs Leininger Land über Asselheim und Grünstadt nach Klein-Karlbach, wo man mit Blick auf das oben thronende Bergdorf Neuleiningen mit seiner imposanten Burg zum Rückweg umkehrt. Für Marathonläuferinnen und -läufer geht es weiter in südlicher Richtung durch Bobenheim am Berg, Weisenheim am Berg und Leistadt nach Bad Dürkheim, um von dort den Rückweg einzuschlagen. Der großen Runde mangelt es nicht an zusätzlichen Reizen, dennoch konnte sich der Marathon Deutsche Weinstraße nicht der Tendenz zur kürzeren Distanz entziehen. Der Traum einer vierstelligen Finisherzahl beim Marathon war man immer mehr entrückt. Zwar verzeichnete der Marathon bei den letzten Austragungen wieder Zuwachs und stieg nun erneut um rund 9 Prozent auf 895 Finisher, aber die überwältigend fette Läuferschlange auf der halben Distanz verschlankt sich spürbar nach Klein-Karlbach.
Mit der Premiere des Duo-Marathon gelangen gleich mehrere Korrekturen. Die Halbmarathonteilnahme konnte zurückgefahren werden, was an manchem Engpass zu einer Entlastung führte, und die Marathonstrecke wurde durch die Zweier-Staffeln belebt, was für Zuschauer, aber auch für den Marathon an sich viele Vorteile bringt.
Organisatorisch hielt Gesamtleiter Rolf Kley an seiner Politik fest. Keine Einladungen und Vergünstigen für Eliteläufer. Wen immer es gelüstet an der Deutschen Weinstraße zum Geldverdienen mitzulaufen, dem steht die gebührenpflichtige Anmeldung offen. Für regionale Spitzensportler sind lukrative Sonderwertungen ausgeschrieben, für die schnellsten Pfälzer sowie die Schnellsten aus dem Landkreis Bad Dürkheim. Übermäßig verlockend scheint das üppige Preisgeld aber nicht zu wirken, mit zwei kenianischen Berufsläufern am Start, war absehbar, dass noch erreichbare Platzierungen für die Geldkuverts blieben. Gruppierungen aus Osteuropa waren ausgeblieben. Da es zudem an leistungsbereitem Nachwuchs zu mangeln scheint, gab es kein Hauen und Stechen. Wohl geordnet und zum Teil mit geradezu beängstigend großen Abständen wurde die Ziellinie angesteuert. HalbmarathonSehr dominant gestaltete Jonas Lehman das Rennen. Er bestimmte schon ausgangs Bockenheim das Tempo und dem wollte bald niemand mehr folgen. Vor zwei Jahren war er erstmals dabei und musste sich damals noch dem afrikanischen Mitstreiter Dickson Kurui beugen, der mit 1:07:38 h die Streckenrekordprämie einstrich. Diesmal lief Jonas Lehmann auf sich allein gestellt gegen die Uhr. Um 10 Sekunden konnte er sich dennoch steigern und mit seiner persönlichen Veranstaltungsbestzeit von 1:09:51 h überlegen gewinnen. Dem Berglaufspezialist des TUS 06 Heltersberg kommt das Streckenprofil natürlich entgegen. Für einen Marathonstart fühlt er sich mit Jahrgang 1989 noch zu jung. Ein Trainingslager mit dem nationalen Berglauf-Kader noch im April, dann die Teilnahme am Kröver Mitternachtslauf sind seine nächsten Stationen. Den Karwendel-Berglauf im Juli hat er auch in seiner Planung. Ohne die Leistung von Janek Taplan geringzuschätzen, der für den LC Bingen auf Platz 2 einlief, war der Rückstand zu Jonas Lehmann doch gewaltig angewachsen. 1:16:54 h wurden für den M30-Sieger gestoppt, für den es eine unfreiwillige Prämiere war, da er vor zwei Jahren keinen Startplatz mehr ergattern konnte. Mit der Zeit war er zufrieden , "aber bergig" , zeigte er sich zurück am Haus der Deutschen Weinstraße beeindruckt. Martin Rütze von der TSG 78 Heidelberg kassierte mit 1:19:25 h das dritte Preisgeld und den Siegerwein der M35. Ob man ihn in 14 Tagen beim noch profilierteren Halbmarathon in Heidelberg wieder vorne erleben wird?
Das begehrte Getränk für die ersten Drei jeder Altersklasse entging keinem der zwölf Erstplatzierten. Hinter Sascha Trunk (1:19:37 - 2. M30) kam schon M50-Sieger Wolfgang Seibel nach 1:20:06 h ins Ziel gefolgt von Lennart Nies in 1:22:29 h. Rolf Schüler hatte den Halben an der Weinstraße dem heimischen Berglauf vorgezogen. Der Eschenburger kam auf dem Einlaufplatz 7 als 2. der M50 auf die Zeit vom 1:22:34 h und einen Platz vor M45-Sieger Thomas Schulze (1:23:18) ins Ziel. Von den weiteren Altersklassensiegern sei hier Alois Berg genannt, der mit 1:32:53 h die M60 anführte. Josefa Matheis schaffte mit enorm langem Anlauf und unbändiger Ausdauer ihren ersten Sieg in Bockenheim. Auf der Ehrenbühne stand sie schon beim 1. Marathon Deutsche Weinstraße und häufig auch noch danach, nur über zweite und dritte Plätze kam sie nie hinaus. Nun klappte es beim halben Marathon in 1:26:36 h. Freilich, der Streckenrekord von 1:17:09 h, den Gladys Kiprotich aus Kenia 2012 aufstellte, war für die für TSG Eisenberg und in der Altersklasse W50 startende Pfälzerin nicht mehr im Bereich des Machbaren. Zwei Jahre jünger und noch W45, die zweitplatzierte Sabine Rankel vom LC Bad Dürkheim, die in 1:32:58 h auch die Sonderprämie des Landkreises einstreichen konnte. Weitere Altersklassen-Siegerinnen liefen in die Top-ten. Dreama Walton siegte als Gesamtdritte in 1:37:06 h in der W35 direkt gefolgt von W40-Siegerin Saskia Helfenfinger-Jeck (1:39:04). Mit Marianne Hasenzahl war als Fünfte die W50-Siegerin nach 1:39:10 h im Ziel. Eva Middelberg lief zum Siegerwein in der W30 (1:40:24) und Adele Eichert dominierte die W55 in 1:40:52 h. Die Hauptklassensiegerin, Melanie Krämer (1:42:22), wurde 8. bei den Frauen. Marathon blieb Kenia-beherrschtNach dem Jonas Lehmann abgebogen war, hatte Evans Taiget niemanden mehr vor sich. Für den 29-jährigen dreifachen Vater (1 Junge, 2 Mädchen) ging es nun auch um die Streckenrekordprämie, die sich Yonas Kinde aus Äthiopien bei der letzten Austragung mit 2:23:47 h geholt hatte. Evans Taiget ist ein Siegläufer, dies stellte er schon beim Marathon in Mannheim und in Münster unter Beweis. Seine Bestzeit gab er mit 2:12:15 an. Über 10 km lief er in Paderborn 28:24 min und wurde über die gleiche Distanz beim Würzburger Residenzlauf in 28:28 min Dritter. Beim ungleich schwierigeren Marathon Deutsche Weinstraße ließ er nichts mehr anbrennen, trieb den Vorausfahrkorso ohne müde zu werden über Ungstein, Kallstadt, Herxheim am Berg, Dackenheim, Kirchheim und von nun auf bekanntem Terrain durch Grünstadt und Asselheim zurück bis nach Bockenheim. Dort erfasste das br-timing-Team die neue Rekordzeit von 2:20:47 (netto 2:20:45,6). Ihm hat es verständlicher Weise ausgesprochen gut gefallen an der Weinstraße und dennoch war eine gewisse Vorfreude auf Iten nicht zu verbergen, denn an der Weinstraße war sein letzter Start vor der Heimreise. Für Oliver Trauth vom TV Herxheim stellte der Sieger aus dem kenianischen Hochland eine nicht zu lösende Aufgabe dar. Trauth wurde in für ihn sehr guten 2:43:14 h Zweiter. "Es lief heute erstaunlich gut", so der Maschinenbau-Konstrukteur, der sich mit dem Ergebnis ein Stück weit verabschiedete, denn der beginnende Hausbau in Eigenleistung wird ihm zwischenzeitlich kaum Zeit fürs Training und für Wettkämpfe lassen. Knapp war es aber auch schon in Bockenheim geworden, denn dem hoch aufgeschossenen Pfälzer (2. M30) folgte der besonders hagere Niederländer Geordie Klein (Loopgroep Aart Stigter), der in 2:43:21 h zudem den M45-Sieg feiern durfte. Es folgte der Schnellste der M40, Roland Stulz in 2:46:20 vor Thomas Dehaut, M50-Sieger in 2:53:47 h. Noch vor der Frauensiegerin kam Jürgen Reiser ins Ziel und konnte in 2:54:07 h den 2. Platz in der M40 belegen. Unter allen Altersklassenbesten galt Ludwig Mesel vom Laufclub Bad Dürkheim der meiste Applaus, der im August des vergangenen Jahres seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Dass er einer der neun Männer ist, die schon jedes Mal beim Marathon Deutsche Weinstraße dabei waren, versteht sich von selbst.
2002 gelang es der Polin Janina Malska unter 2:50 Stunden zu bleiben und den Streckenrekord von 2:49:28 h aufzustellen, der nun schon so lange alle Angriffe überdauerte. Auch die Jubiläumsaustragung änderte daran nichts. Die Landsfrau des Siegers, Emily Jemutai Cheruiyot schien den Sieg kontrolliert ins Ziel zu retten, ohne etwas zu riskieren. Dies gelang der 37jährigen Mutter von drei Töchtern (8, 12 und 17 Jahre) perfekt. Es war nach einem Beinbruch 2015 ihr erster Marathonstart. Erst sieben Jahre lang läuft die ebenfalls in Iten beheimatete Läuferin mit einer Marathon-Bestzeit von 2:38 h. Auch ihr hat der Erlebnislauf sehr gut gefallen, mit dessen frischen Eindrücken sie nun ebenfalls die Heimreise antreten kann.
Die Siegertribüne teilte sie sich mit den W40-Führenden Heike Hohler und Eva Katz. Heike Kohler startet für den saarländischen Verein Grojos LTF Elversberg und ist mit 41 Jahren Saarlandmeisterin im Marathon. 2015 wurde sie in Lyon Senioren-Weltmeisterin über Halbmarathon. In Bockenheim beendete sie erst ihren fünften Marathon und war mit persönlicher Bestzeit von 2:53 h bisher immer unter drei Stunden geblieben. Mit 2:56 h in Frankfurt begann ihre Marathonkarriere überhaupt erst vor drei Jahren. Bei Kilometer 39 zweifelte sie an der Fortsetzung ihrer eigenen Vorgaben, denn die Strecke entpuppte sich doch anspruchsvoller als erwartet. "Der ständige Wechsel von bergauf und bergab ging ganz schön in die Beine", so die Läuferin im Ziel. Nach 40 Kilometern packte sie dann aber doch der Ehrgeiz unter drei Stunden zu bleiben, was ihr mit 2:59:12 h auch sicher gelang. Ihr nächster Marathon, dann schon als 42-Jährige, wird in 14 Tagen in St. Wendel sein, wo sie unbedingt den Titel der Saarlandmeisterin verteidigen will. Am Marathon Deutsche Weinstraße reizte sie der 2-Jahresrhythmus und es lockten die Geldprämien. Sie kommt 2018 wieder, keine Frage, denn so anspruchsvoll der Kurs, so schön fand die Versicherungskauffrau es aber dennoch. Für 2016 plant sie dann keine weiteren Marathonstarts, will erst über 10 km (PB 35:55) und Halbmarathon (PB 1:19:09) schneller werden und 2017 dann Marathon unter 2:50 h laufen.
Auch für Eva Katz, RC Vorwärts Speyer, war es zumindest auf der Marathondistanz eine Premiere. Schon vier Jahre ist es her, da lief sie beim Marathon Deutsche Weinstraße den Halbmarathon. Sie läuft gern bergig, war im letzten Jahr bestplatzierte Deutsche beim Jungfrau-Marathon. Noch nie ist sie beim Marathon unter 3 Stunden geblieben, ihre Bestzeit lief sie in 3:04 h in Frankfurt. Nun wurde sie Dritte in 3:17:33 h, hatte aber auch Trainingsrückstand. Die Kinder, zweieinhalb und sechs Jahre waren erkältet und sie dann auch, wie das eben häufig so ist. Nun, mit 40 Jahren, will sie mitnehmen was geht. "Wer weiß was kommt?" 2007 hing ihr Leben nach einem schweren Radunfall am seidenen Faden. Seither sieht sie alles etwas anders, geht mit weniger Ehrgeiz, aber mehr Freude an Wettkämpfe heran. 2016 plant sie beim Zermatt Marathon und wieder beim Jungfrau Marathon zu starten, obwohl sie ja aus dem Flachland ist! Mit 3:33:38 h holte sich die 49-Jährige Angelika Alt von der TSG Maxdorf nicht nur den Siegerwein in der AK W50, sondern auch die Börse der Bestplatzierten des Landkreises Bad Dürkheim ab. Sie wird im Juni zum 5. Mal den Hunderter in Biel angehen. Vor ihr finishten noch Franziska Fallmann von der LG Schefflenztal als Hauptklassensiegerin in 3:24:55, Diana Flügel (W40 - 3:31:27) und Birte Bannert (3:31:36), die aufgrund der dort ausschlaggebenden Nettozeit 3. der W40 wurde. Als wollte man die Lager räumen, auch die Mannschaften werden sogleich geehrt und ohne Wein geht sowieso kein Teilnehmer nach Hause. Es sei denn, er trinkt gleich vor Ort sein Fläschchen. Vanman Jochen Heringhaus hatte als Moderator ebenfalls noch keinen Weinstraßenmarathon ausgelassen. Dies kann LaufReport leider nicht von sich behaupten. Das Debüt wurde aus der Ferne beobachtet, angelockt von den ausgelobten 3000 DM gewann Constanze Wagner dann im Millenium-Jahr den zweiten Marathon in Bockenheim. Ab 2002 galt die Aufmerksamkeit ganz der journalistischen Betrachtung für LaufReport-Leser, die ununterbrochen beibehalten wurde, und nur noch gelegentlicher Teilnahmen. Der 11. Marathon Deutsche Weinstraße wird am 15. April 2018 stattfinden. Doch beinahe hatte man diesmal den Eindruck gewinnen können, als wäre die Pause doch arg lang. Und tatsächlich werden schon Pläne geschmiedet wie es weiter geht. Die Winzerstaffel wird dann hoffentlich wieder von Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld angeführt, es sei denn er wechselte zum Duo-Marathon, der wie ein guter Wein ausgebaut werden und zu einer weiteren Belebung des Marathons führen wird. Dort würde Marathonchef Rolf Kley eventuell seinen Landrat gar nicht so gern sehen, denn es gibt doch einiges an repräsentativen Aufgaben während der beiden Wettkampftage, die ja mit den Kindern und Jugendlichen schon samstags beginnen, wo jedermann und jederfrau gebraucht werden. Auch hunderte Helfer und der Marathonstab genießen das Jahr Auszeit, nur die Läuferinnen und Läufer, die halt eben nicht. Fazit und Vorschau: Die 1000er-Hürde beim Marathon fällt 2018. Dafür spricht die Lage auf höchstem Niveau: Prädikatsmarathon der gehobenen Kategorie. Insgesamt kamen beim 10. Marathon Deutsche Weinstraße von 3.946 Meldungen 3.240 Teilnehmende in die Wertung. Wem es bis 2018 viel zu lange dauert, dem sei geraten alsbald mit Ausflügen an die Deutsche Weinstraße zu beginnen. Wein- und Essgenuss, Gastfreundlichkeit und die herzliche Lebensart darf zu zivilen Preisen erwartet werden. Für Läufer und Wanderer ist die ganze Region ein Eldorado. Zum Wohl - die Pfalz.
Zum Jubiläum gab's die Premiere: der Duo-Marathon als Geschenk des MDW an Teilnehmer und Veranstalter gleichermaßen. Hat sich die Erweiterung gelohnt? "Ganz klar eine Aufwertung des Laufs", hörte man nicht nur einmal aus Läufermund. Und als Augenzeuge der vielen Szenen im Ziel, wo sich Pärchen um den Hals fielen, beglückwünschten oder die letzten Meter gemeinsam absolvierten, kann man nur sagen: warum nicht früher?
Tatsächlich überwiegen auf den ersten Blick die Vorteile: Eine Zweierstaffel lockt weitere Interessenten an die Startlinie, die zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten (Männer, Frauen, Mixed, Pärchen, Geschwister, Familien ) beleben den Wettbewerb, durch den Teamcharakter ergibt sich ein ganz neuer Spirit. Der Lauf wird bunter, vielgestaltiger. Vor allem aber lässt sich so das zusehends ausgedünnte Feld der Marathonläufer auffüllen. Bei km 8,5 nämlich, eingangs Kleinkarlbach, wartet die Marathon-Weiche. Und die sorgt nicht bloß für eine Verzweigung der Strecke, sondern macht aus dem einen Lauf zwei. Bisher bog die große Mehrheit der Teilnehmer, fast 3/4 des Gesamtfeldes, nach links ab, Richtung Halbmarathon-Ziel. Auf den restlichen fast 34 Kilometern der Marathonstrecke ging es von nun an ruhig zu. Durch Hinzunahme der gut 200 Staffeln veränderte sich das Verhältnis: 2016 blieben immerhin zwei von fünf Läufern auf Marathon-Kurs, insgesamt etwa 1100 Personen (2014: gut 800).
Auf den zweiten Blick allerdings sind auch Nachteile erkennbar. Zusätzliche Wettbewerbe mit unterschiedlichen Wertungen, das bedeutet immer auch einen erhöhten organisatorischen Aufwand: in den Bereichen Registrierung, Ummeldung, Auswertung ohnehin, aber auch in Sachen Transport und Logistik. So schön es für die Zuschauer ist, mehr Sport geboten zu bekommen, so schwer fällt von außen oft die Unterscheidung: Ist das jetzt ein "echter" Marathoni oder ein Duo-Starter? Warum sieht der oder die bei km 25 noch so frisch aus? Und so sehr sich die Marathonläufer über Begleiter auf der zweiten Streckenhälfte gefreut haben dürften, sorgten Überholmanöver durch hochmotivierte Staffelteilnehmer doch für die eine oder andere Irritation. Trotzdem, das Gesamtfazit fällt positiv aus. In Zeiten, in denen Marathon-Veranstalter um jeden froh sein müssen, der die komplette Strecke unter die Füße nimmt und alles zum Halben drängt (was ja keine per se negative Tendenz ist), bietet es sich an, das große Feld der Halbmarathonis aufzuteilen. Dass dadurch die Teilnehmerzahlen beim reinen Halbmarathon zurückgehen, ist zu verschmerzen. Und stimmungsmäßig macht so ein Teamwettbewerb allemal viel her.
Schon beim Start in Bockenheim wird in den vorderen Reihen aufmerksam registriert: Wer hat eine Startnummer in meiner Farbe? Wer ist direkter Konkurrent, wer nicht? Gelb steht für Halbmarathon, grün für Duo. Zusätzlich tragen Staffelläufer und -läuferinnen ein blaues Band ums Handgelenk, das beim Wechsel übergeben wird. Eine weitere Unterscheidung von Mixed-, Männer und Frauen-Duos gibt es nicht, aber das würde die adrenalingesättigten Starter wohl ohnehin überfordern. Moderator Jochen Heringhaus zumindest behält im Zielbereich jederzeit den Überblick, kann fast alle Duo-Finisher korrekt zuordnen. Startschuss: Eine Dreiergruppe setzt sich ab. Der spätere Marathon-Sieger Evans Taiget, dazu die schnellsten Halbmarathonis Jonas Lehmann und Janek Taplan. Dahinter, vereinzelt: der starke M50er Wolfgang Seibel sowie Matthias Burkhart als erster Duo-Läufer. In der großen Verfolgergruppe eine bunte Mischung aus Ganzen, Halben und Staffeln. Schon auf den ersten Kilometern Richtung Asselheim sorgt das wellige Terrain für eine Aufsplitterung des Felds. Unter den Duo-Aspiranten beginnt das Taktieren: An dem bleibe ich mal dran, der läuft in meinem Wettbewerb. Sollen die anderen ruhig davonziehen. Man wägt ab: Wie stark wird mein Partner sein? Muss ich für ihn, für sie einen Vorsprung herauslaufen? Jetzt wüsste man natürlich gern, ob der Konkurrent mit dem blauen Armband in der Mixed- oder in der Männer-Wertung startet. Zur Sicherheit also lieber dranhängen. Aber das ist beim MDW leichter gedacht als getan. Fast 500 Höhenmeter kommen auf der gesamten Marathonstrecke zusammen, schön gleichmäßig auf die beiden Kurshälften verteilt. Zwischen km 10-14 und 26-30 geht es fast ununterbrochen bergauf. Einteilung ist wichtig, Streckenkenntnis ebenfalls. Immer wieder verführen Anfeuerungen zu schnellerer Gangart. Im Zentrum von Grünstadt läuft man erstmals durch ein dichtes Spalier der Zuschauer, ähnlich wird es später in Weisenheim, Bad Dürkheim und etlichen anderen Ortschaften sein. Zum Glück gibt es immer wieder Überführungspassagen, die einen zur Ruhe kommen lassen. 250 Staffeln waren ursprünglich vorgesehen. Weil das neue Angebot auf ein so großes Echo stieß, wurde noch einmal aufgestockt, auf 260. Auch die waren bis Ende Januar komplett vergeben. Auf der Ergebnisliste von br-timing finden sich letztlich 217 Finisher-Duos, von den Palatina Bierkutschern bis zu den HotDogs - ganz eigene Duftmarken im Land von Wein und Saumagen. Natürlich gibt es auch die Riesling Runners und die Weinbergerklimmer, das Dubbeglas-Team, Wine not? und Kein Bier vor vier. Lars und Alexander laufen unter dem Motto "pas vite, mais soif", hinter Wein, Weib und Gesang verbergen sich zwei beschwingte Damen, und für das Team Laufgelage heißt es: L(S)aufen am Limit. Wie der Teilnehmerschwund von immerhin fast 50 Duos, also einem knappen Fünftel, zu erklären ist, bleibt wie stets ein Rätsel. An Christian Alles kann es nicht gelegen haben. Als dem Schriesheimer der Duo-Partner abhandenkam, beschloss er kurzerhand, die komplette Strecke allein zurückzulegen. Beim Finish knapp unter drei Stunden leistete er sich sogar noch einen Schlussspurt gegen einen Staffelteilnehmer. In der Ergebnisliste taucht Alles trotzdem nicht auf, weder als Einzelstarter noch im Duo. Aber zurück zum Rennen. Der Wechsel von LäuferIn 1 auf 2 erfolgt nicht bei km 21,1 - das wäre auf freiem Feld -, sondern etwas vorher, dort nämlich, wo es sich organisatorisch weit eher anbietet: in Bad Dürkheim am südlichsten Punkt des Kurses. Hier, auf dem Stadtplatz, schließt sich die Wechselzone an die großzügige Verpflegungsstelle an, hier lassen sich auch mobile Toiletten aufstellen, Sanitäter platzieren und die Zeitmessung einrichten. Und, nicht zu vergessen: Vom nahegelegenen Bahnhof erfolgt der Transport der Teilnehmer hin und zurück mit Sonderzügen - was, soweit recherchierbar, reibungslos vonstattengeht. Und das Wechseln selbst? Auch das klappt im Großen und Ganzen gut, trotzdem ist noch Verbesserpotential vorhanden. Für Außenstehende mag es schwer nachvollziehbar sein, aber als Läufer sieht man den Wechselbereich extrem spät. Man weiß: irgendwo bei km 20 kommt er, doch da sind zunächst nur Ecken und Kurven in der verwinkelten Altstadt, dann noch ein Anstieg, plötzlich eine große Menschenmenge, die Verpflegungsstelle, es wird sehr eng - bis man den beiden Ordnern, die für den Wechsel zuständig sind, fast in die Arme läuft. Dass alle Staffeln einen Abstecher durch die Wechselzone machen müssen, bleibt manchen verborgen. Auch zur Übergabe des blauen Bandes kommt es nicht in allen Fällen. Egal, am Ergebnis wird das nichts ändern. Christian Alles, der Einzelstarter mit der Duo-Startnummer, muss allerdings einiges an argumentativer Energie aufwenden, um ohne Wechsel weiterlaufen zu dürfen.
In Bad Dürkheim liegen die Palatina Bierkutscher weiterhin in Front, vor ihnen nur der furiose Evans Taiget. Matthias Burkhart (1:15:44 h brutto) übergibt mit 75 Sekunden Vorsprung vor dem Team Runners Point Heidelberg an Thomas Wittwer, der TuS 06 Heltersberg liegt bereits drei Minuten zurück. Bei den Mixed Teams hat Laura Geiger die TSG 78 mit 1:33:27 h in Front gebracht, eine knappe Minute dahinter aber lauert die LLG Landstuhl mit Ribana Bauser. Und im Frauenwettbewerb erreichen Kathrin Koczessa (Kossmann Laufdesign) und Silvia Nierula von Michaela & Silvia die Wechselzone Schulter an Schulter (1:32:20 h). Was Silvia aber nicht weiß: dass ihre Konkurrentin 17 Sekunden später über die Startlinie lief, also die bessere Nettozeit vorweisen kann. Und bei den Duos geben, anders als in den Einzelwettbewerben, die Nettozeiten den Ausschlag für die Platzierung.
Damit ist in allen drei Wertungen Spannung garantiert, auch wenn die Akteure selbst keinen vollständigen Überblick über die Lage haben. Wie sich in diesem Zusammenhang übrigens die neue Marathon-App bewährt hat, entzieht sich der Kenntnis des Berichterstatters; einzelne Kommentare deuten allerdings darauf hin, dass da noch Optimierungsbedarf besteht. Schon bei km 25 ist aus dem Solisten an der Staffel-Spitze ein Duo geworden: Runners Point-Läufer Tobias Balthesen hat zu Wittwer aufgeschlossen. Gemeinsam macht man sich an den langen Anstieg Richtung Kallstadt und Herxheim. In der Mixed-Wertung hat der Landstuhler Alexander Barnsteiner die Führung übernommen, die TSG Heidelberg wird von den Heidelberger Weinbergschnecken bedrängt - auch im Badischen gibt es schließlich Reben bzw. Rebenläufer. Bei den Damen steht es weiterhin Spitz auf Knopf. Wie den Marathonis macht auch den Duo-Läufern und -läuferinnen an diesem Tag die zunehmende Hitze zu schaffen. Wunderbar ist es, von der Höhe auf die diesige Rheinebene zu blicken, den Pfälzer Wald linkerhand - aber diese Aussicht muss erarbeitet werden. Zwar nicht mit Blut und Tränen wie bei Churchill, aber mit jeder Menge Schweiß. Die Hemmschwelle, einen Gang zurückzuschalten, in den Gehschritt zu verfallen oder gar das Rennen aufzugeben, dürfte bei den Duo-Teilnehmern noch etwas höher liegen als bei den Einzelstartern. Schließlich hat man ja eine Verantwortung dem Partner gegenüber. Und deshalb bleibt es bis zum letzten Meter spannend, zumindest in zwei von drei Wettbewerben. Eine knappe Viertelstunde nach dem Marathon-Solisten, um 12.35 Uhr, erreicht das schnellste Duo das Ziel in Bockenheim. Tatsächlich ist es der "Bierkutscher" Wittwer, der den so furios gestarteten Balthesen am letzten Anstieg hinter Asselheim distanzieren konnte. Nach 2:35:16 h netto tragen sich Burkhart/Wittwer erstmals in die Siegerliste des Duo-Marathons ein. Die Heidelberger Marcus Imbsweiler und Tobias Balthesen folgen eine knappe Minute später, während die Heltersberger Marko Becker und Benjamin Pukalla (2:48:29 h) ihren dritten Platz knapp vor der stark aufkommenden Maikammerer Spätlese (Schreieck/Lintz) verteidigen können. Weniger spannend macht es Alexander Barnsteiner, der für die LLG Landstuhl letztlich einen souveränen Sieg in der Mixed-Wertung einfährt (2:58:29 h). Dahinter platzieren sich die Weinbergschnecken Tanja Stooß und Wojtek Starzetz in 3:05:33 h vor der TSG 78 Heidelberg mit Laura Geiger und Jens Müller (3:06:52 h). Tja, und dann, ein paar Minuten später, kommt es zum Drama um den Damen-Sieg. Mehr als 15 Meter sind es nicht, die das eine Duo vom anderen trennen. Michaela Röder, die zweite Hälfte von Michaela & Silvia, erreicht die Ziellinie exakt 2,6 Sekunden vor der Kossmann-Läuferin Pia Winkelblech. Weil aber, wie erwähnt, das Kossmann-Duo deutlich später startete, reichen diese wenigen Sekunden nicht für den Sieg. Beim Vergleich der Nettozeiten ergibt sich für Koczessa/Winkelblech eine 3:14:07 h und damit ein Vorsprung von gut 14 Sekunden gegenüber Nierula/Röder (3:14:21 h). Platz 3 geht an die Sauerlands, Nathalie und Christine, von der LG MuLi in 3:36:15 h. Bleibt noch die Siegerehrung. Die ist feierlich, stimmungsvoll, würdig, durchaus gelungen also, besonders aus Sicht der Duos, die eine ähnliche Bühne (und vergleichbare Siegprämien) erhalten wie die Teilnehmer der anderen Wettbewerbe. Nur pünktlich ist sie nicht. Zum Glück gibt es noch VanMan Jochen Heringhaus, der die undankbare Aufgabe, die fast einstündige Verspätung charmant zu überspielen, souverän wie immer meistert und nebenbei auch noch Fehler auf der Ergebnisliste entdeckt. Kinderkrankheiten eines Premierenwettbewerbs, der ansonsten viel Freude gemacht hat.
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