04.04.04 - 4. Marathon Deutsche Weinstraße

Ein Stück vom Glück

1998 begann die Geschichte. Ein überschaubares Grüppchen Teilnahmewilliger am Start, die nicht dem leisen Boykottaufruf alteingesessener Vereine gefolgt waren. Die Sorge, der großaufgezogene Marathon Deutsche Weinstraße würde anderen Pfälzer Laufveranstaltungen die wirtschaftliche Grundlage entziehen, erwies sich als unbegründet. Im Jahr 2000, dieses im 2-Jahresrhythmus stattfindenden Laufs, kamen knapp 500 ins Ziel am Haus der Deutschen Weinstraße. Die Wende brachte der 2002 zusätzlich angebotene Halbmarathon. 1622 Finisher, davon 685 Marathonläufer, die Saat ging auf.

Vieles ist besonders, ja vielleicht sogar einmalig bei diesem Marathon und da sich Qualität bekanntlich durchsetzt, waren bei der 4. Auflage die 2300 Startnummern vorzeitig vergriffen. Veranstalter Landkreis Bad Dürkheim, die Ausrichter TSV Bockenheim und TSG Grünstadt und die vielen Helfer aus anderen Vereinen und Institutionen entlang der Strecke, die sich jahrelang ins Zeug gelegt hatten, bekamen endlich das, was sie schon längst verdient hatten, Lob auf der ganzen Linie für einen der bestorganisierten Marathons in Deutschland. Ein Arbeitssieg zum Wohle der Pfalz.

Im Ziel und danach traf man nur auf Begeisterte. Wer sich in Bockenheim in die Ergebnisliste eintragen will, der muss arbeiten, eine Parallele zur Entwicklung des Laufs. Der Wind und das kräftezehrende dauernde Auf und Ab in den Weinbergen machte allen zu schaffen. Die Deutsche Weinstraße, das Stück vom Glück, fällt den Marathonis nicht in den Schoß, es will erobert werden. Aufs Wetter und Streckenprofil hat das Orga-Team um Rolf Kley keinen Einfluss, aber auf das Drumherum. „Einmalig“, lobte Jürgen Wieser, 6-facher Gewinner des Schwäbische Alb Marathon die Pfälzer, „das ging schon am Vortag los, alles war perfekt, die Versorgung, die Unterbringung in der Turnhalle.“ Aus Pfronten lockte den LaufReport Leser unsere Ankündigung erstmals an die Mittelhaardt. Sein Urteil zum Lauf selbst: „Schwerer als der Heilbronner Trollinger-Marathon.“

Teil des vollen Programms am Vortag Auf den ersten Kilometern dieses Jahr wieder mit Mandelblüten

Punkt 10:00 Uhr öffnete der Startschuss das imaginäre Gatter und die Stampede begann. Ohne viel Gedränge, denn die meisten Genießer hatten sich weit hinten im Feld eingeordnet und gingen beinahe zögerlich auf den breiten Startabschnitt. Ausnahmen bestätigen die Regel, selbstverständlich gab es auch in Bockenheim vereinzelte Verwirrte in vorderen Reihen, die ihr Leistungsvermögen falsch einschätzten und an denen sich die Maße vorbeischieben musste. Gelbe Startnummern outeten die Halbmarathon-Teilnehmer schon im Vorfeld, während eine weiße Nummer die Entscheidung bis zur Wende nach 10,3 Kilometer offen ließ. Für einige war die Marathonanmeldung letzte Gelegenheit, um am Halbmarathon teilnehmen zu können. Andere hatten aufgrund von Problemen in der Vorbereitung schon am Start nur noch den Halben vor. Wieviele sich auf dem Weg zur Wende kurzfristig für die kürzere Distanz entschieden, bleibt Spekulation. 781 im Marathonziel von 1000 Gemeldeten laßen den Schluss zu, dass fast alle ihr Ziel erreichten. 1215 schafften die 21,1 km und 93 Kinder sorgten für das Durchbrechen der 2000er Schallmauer.

Marathon: v.l. Markus Krempchen (bog bei HM ab), 7. Helmut Dehaut, 5. Thomas Dehaut, 3. André Bour HM 2. Margret Ruppert (8), 4. Julia Alter (2901) und 1. Christine Defland (1041) Marathonsieger Vitaly Melzaev vor HM 2. Christoph Fuhrbach

Der Wetterbericht verhieß nichts Gutes und die Kachelmänner hiobsbotschafteten: der Frühling mache Pause, ein Regenband ergieße sich ausgiebig, Temperaturen zurück in den Keller. Der Marathon Deutsche Weinstraße lebt auch von den Festivitäten entlang der Strecke und einer geringen Wetterabhängigkeit unterliegt auch die Pfälzer Lebensart, obwohl ein Platz am Weinstand in der Regel selbst bei Regen nicht voreilig aufgegeben wird. Für die Aktiven waren vom Wind abgesehen die Bedingungen sehr gut, während die Fans in und zwischen den Ortschaften an der Strecke ein paar Sonnenstrahlen mehr begrüßt hätten. Mehr als Drohung konnte eine Husche verstanden werden, die vor allem die Spitze in Bad Dürkheim abkühlte. Doch zum Glück blieb es den ganzen Sonntag überwiegend trocken.

HM 4. Adrian Wodniok HM 1. Adam Galant (li.) und 3. Martin Musial Marathon 4. Jürgen Wieser HM 3. Viola Kirschke-Deck hinter Peter Meister

Das Festzelt war schon am Samstag voll. Viele holten ihre Startunterlagen frühzeitig ab und schlenderten über den Bauernmarkt mit regionalen Produkten und Kirmesbuden für die Jüngsten. Bei der Nudelparty waren alle Bänke im Festzelt in Beschlag genommen und sie blieben es bis zum Sonntagnachmittag, obwohl sich längst der Frühling wieder eingestellt hatte und es sich etliche lieber vor dem Zelt gemütlich machten. Zahlreich die Teilnehmer aus Essen um Gerd Zachäus, dem Macher des uralt Marathons "Rund um den Baldeneysee". Die Ruhrpötter sind Stammgäste an der Weinstraße und selbst der inaktive Anteil der Reisegruppe ist treibende Kraft für die Fahrt nach Bockenheim. Warum? Sie erwartete zwei Tage Volksfest und am Abend vor dem Lauf die landestypische Präparation in den Kellern von Holsten in Kindenheim, der Winzerei, die den Marathonwein stellt, den alle Teilnehmer erhalten, sowie die besonders edlen Siegerweine, die den besten Läufern vorbehalten bleiben.

HM 5. (1.WHK) Felicitas Witt und Burkard Vielhaber aus Essen Marathon 3. M40 Thomas Ruppert (81) hinter Patrick Decorte aus Belgien ... es geht auch mal abwärts

Die Strecke präsentierte sich von ihrer schönsten Seite. Die Mandelbäume blühten und auch sonst war die Natur im Aufbruch. Der Blick auf die kleinen Winzerorte, eingepfercht in die Rebhänge, auf Burgen und antikes Gemäuer und alleine die grandiose Aussicht über die gewaltige Tiefebene des Oberrheins mit den Industriestädten Mannheim und Ludwigshafen bis hinüber auf die Bergstraße mit den sanften Hügeln des Odenwaldes waren den Ausflug wert. An der Weinstraße kommt man auf die Marathondistanz nicht durch ein Anhängsel, wie es sich vielerorts als hinnehmbarer Kompromiss darstellt, auch nicht durch eine Doppelschleife, nein, hier werden die Marathonläufer mit den Rosinen im Kuchen belohnt. Durch Bockenheim führt der Weg über aßelheim nach Kleinkarlbach. Kurz danach die Wende und für die Halben geht es nach einem Schlenker Richtung Kirchheim auf gleichem Weg zurück. Durch die Dorfstaße von Kleinkarlbach wird also bald in beide Richtungen gelaufen. Hier ist richtig was los an der Strecke und den Halbmarathonis sei versichert, ab hier führt der Marathonkurs von einem Stimmungsnest ins nächste.

Hier mussten die Halben wenden und die Ganzen durften, wenn es heute gar nicht rollte

Kleinkarlbach war vorentscheidend. Christine Defland und Margret Ruppert hatten die Wende nicht ausgelaßen, trotz Marathonnummer. Ein Muskelfaserriss im Training nach ihrem Sieg beim Bienwald-Marathon in Kandel am 14. März machte Margret Ruppert einen Strich durch die Planung. Selbst die Teilnahme beim Halbmarathon war erst kurzfristig möglich geworden. Riskieren wollte sie auch nicht zuviel, vor allem bergab lief sie gedrosselt und Christine Defland ihr in diesen Passagen davon. Nun sieht Margret Ruppert wieder zuversichtlich gen Gutenberg-Marathon, denn in Mainz will sie vorne mitmischen. Dennoch bedauerte sie ihren Teilausfall sehr. Sie ist etwa gleich stark wie ihr Mann Thomas und der lief den Marathon in 2:51:14 h. Christine Defland aus Hofheim siegte in 1:23:05 h sicher vor Margret Ruppert in 1:24:27 h, womit beide den alten Streckenrekord unterboten. Lange sah es so aus, als würde die Ultramarathonläuferin Julia Alter noch angreifen, doch überraschend fiel sie noch auf Platz vier in 1:26:25 h zurück. Allergisches Asthma nahmen ihr die Luft und Viola Kirschke-Deck, die Siegerin des Jahres 2002, eroberte sich den dritten Podestplatz in 1:25:20 h, selbst überrascht von ihrer nicht erwartet guten Leistung in Anbetracht ihres minimalen Trainings.

Bei den Männern war Christoph Fuhrbach in Kleinkarlbach auf Siegkurs. Der Pole Adam Galant hatte schon etwas Rückstand. Vielleicht war es auch hier der Marathon von Kandel, der ein Wörtchen mitsprach. Fuhrbach, im Bienwald Zweiter, musste sich auf dem Rückweg dem Läufer aus Okonek beugen, der den Streckenrekord auf 1:10:53 h drückte. Christoph Fuhrbach finishte in 1:12:16 h. Dritter wurde Martin Musial in 1:13:43 h, der an der Wende zunächst weiterlief und den verlorenen Boden nicht mehr gutmachen konnte. Ihn verunsicherten die Schilder, sein fragender Ruf verhallte unbeantwortet und schon war es geschehen. Mit den Gegnern aus seiner alten Heimat hatte der für TV Meisenheim startende ehemalige polnische 3000 m Hallenmeister gar nicht gerechnet. Musial staunte nicht schlecht, als sich einstige Trainingskameraden, die er schon sieben Jahre nicht gesehen hatte, neben ihm ins Startfeld einreihten. Adam Galant hätte er auch ohne zusätzliche Meter wohl nicht schlagen können.

Vorn Martin Langlotz bei den Salinen in Bad Dürkheim (im Ziel 3:00:02) vor Verfolgern mit Sabine Rankel Marathon 4. (1. W45) Adele Eichert Gerd Utzinger im bunten Kurpark von Bad Dürkheim

Während in Bockenheim die Zuschauer die ersten Tagessieger bejubelten, wurden die führenden Marathonläufer in Bad Dürkheim angefeuert. Diese hatten die ersten Ortschaften mit dem Zusatz „a.Bg.“ hinter sich, Bobenheim und Weisenheim. Dass a.Bg. läuferisch einiges abverlangt, kennen die Weinstraßen-Marathon-Veteranen und den Neuen war es schnell bewusst. Entschädigt wurden alle durch die wunderschöne Passage über Leistadt nach Bad Dürkheim, wo man bergab wieder zu Atem kommt und es für die Sinne den Fernblick über den Rhein dazu gibt. In Bad Dürkheim wurde das Große Fass passiert, ein wenig Stadt tangiert und schon war man mitten im Kurpark, mit Blumenpracht und Palmen, vorbei an den Salinen führte der Kurs zurück in die Felder. Nach Ungstein und Kallstadt ging es mit a.Bg. wieder los, diesmal trug Herxheim dieses Anhängsel und das zurecht. Über Dackenheim und Kirchheim kündigte sich mit Erreichen bekannter Pfade ein Ende der schönen Tortur in Bockenheim an.

Vitaly Melzaev war nicht nur Papiertiger, der Ukrainer hielt was er versprach. Wäre der Wind nicht gewesen, dem er ab Kilometer drei alleine trotzte, hätte es einen neuen Streckenrekord gegeben. So blieb er mit 2:25:25 h 43 Sekunden über der Premierenzeit des Kenianers Mutysia. In der Ukraine wurde Melzaev überfallen und mit Stichen an mehreren Organen verletzt. Vor vier Monaten musste deshalb erneut operiert werden. Es fehlte also auch etwas das Training. Auch ihn wird man in Mainz wiedersehen, wo er schon mehrmals Zweiter wurde. Vielleicht wird dort auch seine Frau Anna über Halbmarathon starten, die immerhin auf eine 33er 10 km Zeit verweisen kann.

Bergziege Timo Rokitta 5. Constanze Wagner Wegen einer Baustelle diesmal nicht ganz 100% Asphalt

Zweiter wurde der Pole Merek Wasiliwski in 2:29:18. Der für den 1. FC Kaiserslautern startende André Bour freute sich über den dritten Rang. Für den Triathleten war es der erste Marathon als Solodisziplin und die 2:31:48 h auf dieser Strecke laßen aufhorchen. Beim Ironman in Frankreich will er sich für Hawaii qualifizieren, da war er noch nie. „Rad und Laufen sind meine starken Übungen, das Schwimmen geht“, so die Einschätzung des 8:54 h Ironmans. Mit 28 Jahren denkt er auch darüber nach, bald nur noch zu laufen, da das Training für Triathlon doch arg zeitaufwendig ist, neben der um 3:30 Uhr beginnenden Arbeit als Bäcker. Den Marathon Deutsche Weinstraße hat er sich auch wegen der Geldprämien ausgesucht. Neben den ersten fünf Gesamtplatzierten gibt es Geldpreise für die besten Pfälzer und die Besten des Landkreises Bad Dürkheim. Vierter wurde übrigens Jürgen Wieser (2:38:04 h) vor Thomas Dehaut (2:40:04 h).

Reichhaltige Versorgungsstellen ... ... bei Bedarf auch Saumagen Durch die Fußgängerzone von Grünstadt

Erst 21 Jahre alt und vollkommen unbekannt ging eine Läuferin resolut an die Spitze, die bis ins Ziel nicht eingeholt wurde. 2:53:44 h brauchte Katerina Stetsenko aus Moskau. Sie schien das Rennen jederzeit zu kontrollieren. Josefa Matheis folgte mit zwei Minuten Rückstand und lief erwartet stark. Sie lauerte auf ihre Chance, konnte die Russin ab Bad Dürkheim immer wieder vor sich ausmachen, doch eine Schwächephase kam bei der Moskauerin einfach nicht auf. Josefa Matheis wiederholte ihren zweiten Platz von 2002 in 2:55:41 h. Obwohl sie gute Vorleistungen brachte, war sie extrem aufgeregt gestartet. Das Knie hatte geschmerzt, machte aber im Rennen doch nie Probleme. Einen zweiten ernsten Marathon wird sie dieses Jahr nicht laufen. Das Training ist zu aufwendig neben der Halbtagsarbeit im Büro und dem Sohn, der 5 wird und auch was von der Mama abbekommen will.

La-Ola-Welle, da fliegt man den Berg rauf Blick in die Rheinebe

Lange dauerte der Zweikampf auch um die zweite Position. Sabine Rankel hatte sich bestens vorbereitet. Vor zwei Jahren fiel sie noch auf Rang sieben zurück. Diesmal sollte es eine Zeit unter 3 h Std. werden. Nach 3:02:11 h erfüllte sich diese Hoffnung nicht. Der Lauf gegen Matheis und der Wind kosteten Kraft und Sekunden. Doch die Freude über den Erfolg standen der Lokalmatadorin auf den letzten Metern zum Haus der Deutschen Weinstraße doch ins Gesicht geschrieben. Mit der Zusatzprämie als Schnellste des Landkreises war es für sie auch wieder ein lukratives Läufchen. Es war ihr sechster Marathon, davon vier in Bockenheim. Mit den Platzierungen 6., 2., 7. und 3. war sie immer Beste des Landkreises. 1998 lief sie in Karlsruhe ihre Bestzeit mit 3:00:19 h. Als nächstes wird man die Berglaufspezialistin aus Bad Dürkheim beim Halbmarathon in Heidelberg sehen und dann beim Marathon in Mannheim. Vielleicht klappt es dort mit der 2 vorne. Eine Viertelstelle als Krankenschwester, die Kinder, 4 und 7 Jahre alt, und das Training müssen auch bei ihr unter einen Hut.

3. Sabine Rankel "zieht" zwei ihrer Begleiter ins Ziel. Originalton Vanman Jochen Heringhaus Familie Turznik bei der Medaillen-Ausgabe. Motor und Seele der Veranstaltung. Originalton Rolf Kley Nach 2002 auch wieder 2004 Zweite über Marathon Josefa Matheis

Adele Eichert vom nahen Frankenstein erreichte als Vierte das Ziel. Auch sie hat noch keinen Weinstraßenmarathon ausgelaßen, obwohl sie 2002 nur den Halben lief. Heute lief sie mit 3:11:07 h ihre Streckenbestzeit. 2000 brauchte sie 3:23 h. Im Mai wird sie 47 Jahre. 2:53 h ist ihre Marathonbestzeit aus dem Jahre 1988 (oder 89?). Von 1992 bis 1998 konnte sie wegen Rückenproblemen nicht mehr richtig trainieren. Seit sechs Jahren arbeitet sie bei einem Physiotherapeuten, der sie auch erfolgreich behandelte. Es ist jetzt wieder viel besser, aber Laufen ist nur noch im Winter und im Frühling ihr Sport. Sobald es wärmer wird, geht es aufs Rad, keine Rennen, mehr Radtouristik und Alpenübergänge. Nur ab und zu läuft sie dann zwischen den Radeinheiten. Die Laufsaison ist für sie also beendet, außer sie läuft doch nur so zum Spaß den Medoc-Marathon oder den Marathon in Dresden.

Nach ihrem zweiten Platz in Kandel in 2:59 h erkältete sich Constanze Wagner. Die Krankheit war überstanden, aber das Training war total ausgefallen. Ihr Ziel, mitlaufen und, wenn es sich ergibt, doch einen bezahlten Platz ergattern, erfüllte sie sich mit Rang fünf. Bis Bad Dürkheim lief es besser als erwartet, dann machten sich die fehlenden Trainingskilometer bemerkbar. 3:12:28 h reichten zudem für die Weinflaschen der AK40 Wertung. Nun soll es in Mannheim doch wieder schneller gehen, wobei alles bei ihr in der Saison dem 100 km Lauf von Biel untergeordnet ist.

Die letzten Meter zum Ziel unter Mandelblüten-Pracht im Sonnenschein: Und alles wurde gut

Der Marathon ist das größte Sportereignis der Mittelhaardt. Die ganze Region ist auf den Beinen und die Veranstaltung wird als Werbekampagne der Deutschen Weinstraße verstanden. Es werden weder Mühen noch Kosten gescheut, das Beste nachhaltig zu präsentieren. Marathon-Chef Rolf Kley vom Landratsamt Bad Dürkheim kann sich auf die vielen helfenden Hände und die Unterstützung aus Politik und Wirtschaft verlaßen. Entsprechend lang ist die Liste der Danksagungen im Ergebnisheft. Eindrucksvoll wird den Teilnehmern der Einsatz bei der radikalen Sperrung der gesamten Strecke vorgeführt. Jede Kreuzung in den vielen Ortschaften und außerhalb ist mit Personal ausgestattet und rigoros für Kraftfahrzeuge tabu.

Auf Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und unzählige Helfer aus den Vereinen ist Verlass. Am Marathontag gibt es auf den Straßen in den Ortschaften, durch die die Läufer ziehen, Feste. Aber auch außerhalb der Ortschaften muss auf anspornende Zuschauer nicht gänzlich verzichtet werden. Spontan schloss sich hie und da ein Grüppchen mitten in der Landschaft sogar zu La-Ola-Wellen zusammen. Neben der klassischen Versorgung, die hoch gelobt wurde, ist das Angebot erweitert mit Riesling-Schwämmen oder etwa Saumagen flüssig und gefüllt. Wein ist allgegenwärtig Thema und das stört anscheinend in der Pfalz nicht einmal die als Sponsor aktive Brauerei Bischoff. „Gibt´s auch Wein?“ Diese Frage wurde selbst an den Verpflegungsständen belächelt. Klar gab es Wein. Wobei man mir gegenüber ehrlich war und zugab, dass zumindest die Spitze den gefüllten Saumagen nach 30 Kilometern nicht angerührt hatte.

Marathonsiegerin. Die sympathische Moskauerin Katerina Stetsenko Marathonsieger Vitaly Melzaev und 3. André Bour (rechts) Organisations-Chef Rolf Kley bei der Ehrung der Marathon-Läufer/innen

Konsequent sind die Pfälzer. Mit einer Offerte "ich laufe 2:16 h", erhält man vom Chef Rolf Kley als Antwort: „Na und.“ Jeder muss sich normal anmelden, aber keiner wird ausgeschlossen. Wen immer die Siegprämie von 1500 Euro lockt, der ist willkommen. Für die Local Heroes gibt es genug extra. Das Risiko, Startgeld zu zahlen und womöglich leer auszugehen, hat einen Ansturm von Profis aus dem Ausland bisher verhindert. Ein Konzept, das aufgeht. Dazu kommt, dass der Landschaftslauf sehr schön ist, die Stimmung hervorragend und Weinpräsent und Rebenmedaille im gesunden Verhältnis zur Startgebühr stehen. Und die Verpflegung ist nicht nur auf der Strecke gut. Die Party geht ja nach dem Rennen ohne Übergang weiter. Reiche Auswahl an Speisen und Getränken, deftige Pfälzer Spezialitäten oder Kaffee und Kuchen. Da lachte auch die Sonne wieder. Doch irgendwann muss ein Schlussstrich gezogen und der Ort des Geschehens verlaßen werden. Bürgermeister Wagner winkt zum Abschied und die Landrätin Sabine Röhl ist auch noch mitten unterm Volk. Pfälzer eben.

Der 2- Jahresrhythmus ist der Schlüssel zum Erfolg. Segen für die Macher, die beim 5. Marathon in alter Frische antreten werden, aber auch Fluch für die Läufer, denen jetzt wieder unerträgliche 24 Monate Wartezeit abverlangt werden, die sich bald für viele Interessenten auf 48 Monate erhöhen werden, denn dieser Marathon ist gefragt und wird auch in Zukunft ausgebucht sein.

Bericht und Fotos von Walter Wagner

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